Das perfekte Buch für den Moment......wenn du das Gefühl hast, in einem Computerspiel zu leben
"Morgen, morgen und wieder morgen" heißt der neue Roman von Gabrielle Zevin. Darin geht es um Sadie und Sam, zwei intelligente und ungewöhnliche Menschen mit ganz unterschiedlichen familiären Hintergründen, die ihre Liebe für Computerspiele verbindet.
Okay, Sadie kennt das schon: Sie hat irgendwas falsch gemacht, weiß aber nicht genau, was. Aber Alice ist deswegen wütend und redet jetzt nicht mehr mit ihr. Damit sich beide beruhigen, hat ihre Mutter sie getrennt. Konkret heißt das: Alice muss sich ausruhen, Sadie muss draußen warten.
Die Mutter weiß, dass es für beide Mädchen nicht leicht ist, aber manchmal kann sie nur auf eines von beiden Rücksicht nehmen. Und weil Alice Krebs hat und viele Tage im Krankenhaus verbringt, muss Sadie nachgeben. Das weiß auch Sadie. Obwohl sie erst elf Jahre alt ist.
Sam spielt besser als Sadie
Trotzdem ist es verdammt langweilig, allein im Wartebereich eines Krankenhauses. Da kommt der freundliche Hinweis eines Pflegers wie gerufen. Der behauptet nämlich, es gäbe im Krankenhaus ein Spielzimmer - und eine Nintendo-Konsole gäbe es da auch.
Sadie liebt Computerspiele. Doch im Spielzimmer angekommen, stellt sie fest: Da ist schon ein Kind. Aber kein Geschwisterkind auf Besuch, so wie sie, sondern ein krankes Kind. Ein Junge in ihrem Alter. Er spielt sehr konzentriert und sehr gut. Sadie kniet sich leise neben ihn. Am Ende des Levels lässt er Mario oben auf der Spitze der Fahnenstange landen, das schafft Sadie nie. Sie ist begeistert.
Sadie und Sam werden ein unzertrennliches Team
"Morgen, morgen und wieder morgen" heißt der neue Roman von Gabrielle Zevin. Darin beschreibt die Tochter einer Koreanerin und eines jüdischen Amerikaners, wie es ist, sich in der realen Welt falsch und in einem Spiel richtig zu fühlen, und wie seltsam es sein kann, wenn beide Welten, also die reale und die fiktive, miteinander verschmelzen.
Sadie kann als Elfjährige nicht wissen, wie wichtig das erste Gespräch zwischen Sam und ihr ist, das gemeinsame Zocken im Krankenhaus. Sie ahnen nichts von den vielen Jahren, die vor ihnen liegen, von denen sie die meisten zusammen verbringen werden.
Sadie kann nicht erklären, warum sie sich von der ersten Sekunde an mit Sam wohlfühlt, aber es ist für sie völlig klar, dass sie am nächsten Tag wieder ins Krankenhaus kommt, und am übernächsten und überübernächsten auch.
Wie viele Leben hat eine Freundschaft?
Sie kann nicht wissen, dass da jemand neben ihr sitzt, den sie immer lieben wird, und der auch sie für immer liebt. Und beide ahnen nicht, dass das zwischen ihnen irgendwann kompliziert werden wird. Wenn sie es wüssten, würden sie vielleicht nach einem anderen Weg suchen, so wie in den Computerspielen, die sie zocken und später sogar gemeinsam entwickeln.
Aber vielleicht würden sie es auch wieder genau so machen. Nur: Anders als in Computerspielen, gibt es im Leben nicht immer die Möglichkeit, nochmal von vorn anzufangen. Dann wäre jeder Tod, jedes "Game Over" nicht ganz so schlimm wie im echten Leben.
Das Buch: "Morgen, morgen und wieder morgen" (OT: "Tomorrow, and Tomorrow, and Tomorrow", 2022) von Gabrielle Zevin, aus dem amerikanischen Englisch ins Deutsche übersetzt von Sonia Bonné, Eichborn Verlag, 556 Seiten.