Brustkrebs FrüherkennungÄrztinnen raten vom monatlichen Abtasten ab
Wenn es um Brustkrebsvorsorge geht, lautet der übliche Ratschlag: Tastet regelmäßig eure Brüste ab und sucht nach Knoten. Aber: Das wird gar nicht mehr von Ärztinnen und Ärzten empfohlen.
Brustkrebs ist für zahlreiche Menschen ein akutes Thema: Laut einer Schätzung des Robert-Koch-Instituts bekommen jedes Jahr circa 69.000 Frauen die Diagnose Brustkrebs. Auch Männer können betroffen sein, wenn auch sehr viel seltener.
Es ist also wichtig, über Brustkrebsvorsorge nachzudenken. Wird die Krankheit früh erkannt, sind die Chancen auf Heilung meistens besser. Viele Frauen kennen darum den Ratschlag: Man sollte die Brüste einmal im Monat abtasten. Doch dieser Tipp ist überholt.
Eine von den Ärztinnen, die das Abtasten der Brüste nicht mehr als wichtigsten Punkt der Vorsorge empfehlen, ist Malgorzata Banys-Paluchowski. Sie ist Gynäkologin und hat sich auf Brustkrebs spezialisiert. Sie weiß: "Die Empfehlung, die Brust abzutasten, ist schon sehr alt, sie wurde in den 50er-Jahren in die ersten Leitlinien aufgenommen."
"Es ist viel wichtiger, dass man die eigene Brust kennenlernt, dass man sie sich anschaut, dass man das Bewusstsein dafür entwickelt, was den Normalzustand ausmacht."
Der Gedanke dahinter war: Es ist von Vorteil, wenn man den Tumor möglichst schnell entdeckt. "In der Tat hat ein kleiner Brustkrebs bessere Heilungschancen als ein großer", sagt Malgorzata Banys-Paluchowski. "Doch Studien belegen leider nicht, dass Frauen, die monatlich ihre Brüste selbst abtasten, tatsächlich länger leben."
Denn die Tumorgröße sei zwar ein wichtiger Faktor, aber bei weitem nicht der entscheidenste. "Viel wichtiger ist, wie die Eigenschaften der Tumorzellen sind", sagt die Gynäkologin. Wie aggressiv sind sie, wie schnell teilen sie sich, welche Rezeptoren haben sie. Darauf hat die Selbstuntersuchung überhaupt keinen Einfluss.
Breast Awareness wichtiger als Abtasten
Darum raten Ärztinnen und Ärzte heute zu Breast Awareness – Brust-Bewusstsein.
"Hier steht nicht dieser monatliche Rhythmus wie früher im Fokus", erklärt Malgorzata Banys-Paluchowski. "Es ist viel wichtiger, dass man die eigene Brust kennenlernt, dass man sie sich anschaut, dass man das Bewusstsein dafür entwickelt, was den Normalzustand ausmacht." Abtasten sei natürlich weiterhin wichtig, um den Körper kennenzulernen, aber eben nicht streng dogmatisch einmal im Monat.
"Wenn man neue Anzeichen merkt, Hauteinziehungen, Blutungen aus der Brustwarze oder Knoten, soll man sich natürlich an die Ärztin oder an den Arzt wenden."
Viele Frauen hätten in der Brust kleine Verhärtungen, da sei es wichtig zu wissen, was schon immer da war und was eventuell neu dazu gekommen ist. "Wenn man dann neue Anzeichen merkt, Hauteinziehungen, Blutungen aus der Brustwarze oder Knoten, soll man sich natürlich an die Ärztin oder an den Arzt wenden, sagt Banys-Paluchowski.
Die bekannteste Früherkennungsmethode ist das Mammographie-Screening. Frauen ab 50 werden dazu eingeladen.
Frauen, die aber eine Familienvorgeschichte haben oder die bereits Brustkrebs oder Eierstockkrebs hatten, haben ein höheres Risiko, dass eine genetische Mutation vorliegen könnte, erklärt Malgorzata Banys-Paluchowski. Die sollten unbedingt mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt sprechen. "Im Fall einer Mutation gestaltet man die Früherkennung sehr engmaschig und beginnt auch früher als mit 50."