KörperbilderBrüste – wie unterschiedlich wir sie wahrnehmen
Anders als andere Körperteile stehen Brüste oft besonders im Fokus. Das wirkt sich unterschiedlich auf Menschen aus, die Brüste haben oder hatten. Manche schämen sich für sie, andere präsentieren sie stolz. "Eine Stunde Liebe" geht auf verschiedene Perspektiven ein und stellt eine Anthologie zu Brüsten vor, herausgegeben von Miku Sophie Kühmel und Linus Giese.
"Wer mit Brüsten durch die Welt geht, weiß: Sie bedeuten immer etwas. Aber warum eigentlich?". Diese Frage stellen sich Schriftstellerin Miku Sophie Kühmel und Blogger und Aktivist Linus Giese bei einem gemeinsamen Spaziergang. Sie beschließen, Antworten zu suchen.
Brüste und ihre Zuschreibungen
Herausgekommen ist ein Buch mit zwölf Beiträgen von Autor*innen, die literarisch, analytisch und immer wieder selbstreflektierend autobiografisch über Brüste schreiben.
"Eine Freundin sagt, sie gehe nie ohne Tuch oder Schal aus dem Haus, weil ihre Brüste ein Statement seien, und sie nicht jeden Tag ein Statement machen wolle."
Linus Giese ist trans Mann. Er hat sich für die Abnahme der Brüste, für eine Mastektomie, entschieden und beschreibt in seinem Text die Gründe dafür. Mit Blick auf die Zukunft würde er sich wünschen, dass Brüste nicht mehr einem Geschlecht zugeordnet werden.
"Brüste werden oft einem weiblichen Geschlecht zugeschrieben. Aber wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass auch andere Menschen, wie nicht-binäre Menschen oder trans Männer, Brüste haben können."
Im Buch finden sich aber ganz unterschiedliche Blickwinkel auf ganz unterschiedliche Brüste wieder: Es geht um große Brüste, kleine Brüste, neu gemachte Brüste, verkleinerte Brüste, stillende Brüste, den cis-männlichen Blick auf Brüste, Drag-Fake-T-Shirt-Brüste...
Nur noch eine Brust
...oder auch darum, überhaupt nur noch eine Brust zu haben – nach einer Krebserkrankung. Miku Sophie Kühmels Text heißt "Vom Nach-vorne-Fallen der Schultern".
“Das Nach-vorne-Fallen der Schultern beschreibt eine Bewegung, in der sehr viel steckt. Vor allem eine schamvolle Reaktion, sexualisiert und ganz stark weiblich gelesen zu werden."
Darüber hinaus hat Nele Posthausen aus dem "Eine Stunde Liebe"-Team noch mehr Meinungen zu Brüsten gesammelt. Unter anderem von einer non-binären Person, die über eine Mastektomie nachdenkt, und von zwei Frauen, die mit ihrer Brustkrebserkrankung sehr unterschiedlich umgehen.