IdealvorstellungenNur eine von vier Frauen ist mit ihren Brüsten zufrieden
18.000 Frauen in 40 Ländern wurden befragt, wie zufrieden sie mit ihren Brüsten sind. Ergebnis: Fast drei von vier Frauen hätten lieber größere oder kleinere Brüste. Ein Problem: Die unrealistische Idealvorstellung von Brüsten.
Ob die eigene Brust als zu groß oder zu klein empfunden wird, kann für viele Frauen zum Gesundheitsproblem werden, schreiben die Forschenden in der Studie mit dem Titel The Breast Size Satisfaction Survey (BSSS): Die Ablehnung des eigenen Körpers führe nämlich häufig dazu, dass Frauen seltener für eine Krebs-Früherkennung das Gewebe nach Veränderungen abtasteten. Brustkrebs gilt als die Krebsart, die bei Frauen weltweit am häufigsten zum Tod führt.
"Das Problem mit Idealen ist, dass sie welche sind. Und dass sich die Wirklichkeit an ihnen bricht."
Paula-Irene Villa Braslavsky, Professorin für Soziologie und Gender Studies an der Universität München, sagt, das Problem mit Idealen sei, dass sie eben nur wenig mit der Wirklichkeit zu tun haben.
Die Idealvorstellung davon, wie "schöne Brüste" auszusehen haben, entspreche Idealen, die sich auch auf andere Körperteile beziehen lassen, so die Soziologin. Diese seien geprägt von Kompaktheit, Festigkeit, Stabilität und Geschlossenheit. Wie bei einer Skulptur eines Bildhauers, wie bei einem Körper aus Marmor.
Bei der Suche nach der "idealen Größe" einer Brust herrsche dagegen Uneinigkeit. Wahrscheinlich wisse niemand, was die "ideale Größe" genau sein soll, so Villa Braslavsky.
Einfluss durch Medien, Biographie, Erziehung und gesellschaftliche Standards
Einflüsse, denen Frauen (und Männer) bei der Beantwortung der Frage "Was ist schön?" ausgesetzt sind, gebe es viele: etwa die Hochglanzbilder der Medien, die eigene Biographie und Erziehung, und natürlich die aktuell geltenden gesellschaftlichen Standards.
Im Laufe der Jahrhunderte ändern sich Körpernormen und Ideale, sagt Villa Braslavsky. Das beschriebene Ideal von Kompaktheit und Festigkeit sei stark mit der Moderne assoziiert und habe sich ab dem Ende des 18. Jahrhunderts durchgesetzt.
Von Bildern überflutete Gesellschaft
Heute seien die Themen Frauenkörper und Weiblichkeit besonders häufig mit dem Wörtchen "zu" behaftet, so die Soziologin: Etwas sei zu groß oder zu klein, zu dick oder zu dünn. Das habe vor allem damit zu tun, dass unsere Gesellschaft mit Bildern überflutet sei, die einen permanenten Vergleich ermöglichen. Und auch damit, dass es inzwischen viele Möglichkeiten gebe, die eigene Körperlichkeit zu bearbeiten und gemäß gesellschaftlicher Standards zu perfektionieren. Dazu zählen neben Sport und kosmetischen Produkten auch Operationen.
"Auf eine bestimmte Art ist der Frauenkörper immer defizitär, immer mit einem Mangel behaftet, den es dann gilt, zu überwinden und entsprechend bestimmter Normen zu gestalten."