Das TiergesprächBrüllaffen unter falschem Verdacht
Brüllaffen sind so was wie Schutzengel der Menschen, denn sie geben Hinweise auf Gelbfieberepidemien. Doch eine Netflix-Serie behauptet das Gegenteil – mit katastrophalen Folgen für die Affen.
Brüllaffen sind vom Aussterben bedroht. Als ob das schon nicht schlimm genug wäre, behauptet die 7. Episode der Netflix-Serie "72 Dangerous Animals: Latin America", dass die Brüllaffen für die Verbreitung von Gelbfieber in Mittel- und Südamerika verantwortlich seien. Diese Behauptung fußt auf einem früheren Verdacht, dass Brüllaffen für die Gelbfieberepidemie von 2007 bis 2009 in Brasilien verantwortlich seien. Medial wurde dieser Verdacht weltweit verbreitet. Aus Angst töteten Menschen Tausende der Brüllaffen, um sich vor der Krankheit zu schützen.
Dass Brüllaffen die Viruskrankheit übertragen, ist längst hinlänglich widerlegt: Gelbfieber wird ausschließlich von Moskitos übertragen. Dagegen sterben sogar infizierte Brüllaffen innerhalb weniger Tage an der Krankheit. Überlebende Affen werden immun gegen Gelbfieber.
Schutz der Brüllaffen
Weil die Brüllaffen so sensibel auf den Virus reagieren, gelten sie auch als Frühwarnsystem: Sterben im Dschungel Brüllaffen, ist das für Gesundheitsbehörden eine Warnung vor beginnenden Epidemien bei Menschen. Gerade deshalb wurde 2009 die Kampagne "Protect our Guardian Angels – schützt unsere Schutzengel" gestartet, die darüber aufklärt, dass Brüllaffen eine wichtige Schutzfunktion für den Menschen ausfüllen. Die Netflix-Serie schadet dieser Kampagne.
Verfolgte Katzen
Schon immer wurden Tiere oft zu unrecht als "Symbole des Bösen" verfolgt. Beispielsweise galten Katzen im Hoch- und Spätmittelalter als die Ausgeburt des Bösen, weil sie nach heidnischem Glauben den Karren der germanischen Göttin Freya zogen. Teufelszeug für die Christen. Sie sagten den Katzen magische Fähigkeiten nach und hielten sie für Komplizen von Hexen. Was folgte, waren lange Jahre der Katzenverfolgung, in denen Katzen zu Tausenden auf Scheiterhaufen verbrannt wurden.
Anfang des vergangenen Jahrhunderts wurden Bartgeier in den Alpen ausgerottet, weil die Menschen glaubten, dass die Vögel blutrünstige Bestien seien. Angeblich raubten sie Lämmer und kleine Kinder – daher auch ihr Name "Lämmergeier". Tatsächlich sind Babys viel zu schwer, als dass sie Bartgeier transportieren könnten und zum anderen ernähren sich die Vögel von Aas. Mit viel Mühe wurden die Tiere in den 1980er Jahren wieder angesiedelt, sodass heute rund 100 Bartgeier durch die Alpen segeln.
- Fortpflanzung: Lieber laut als potent | Kerstin Ruskowski über die Fortpflanzung bei Brüllaffen.
- Die Bartgeier sind zurück: Lämmertöter, Kinderräuber, Knochenbrecher | Der Bartgeier hat viele gemeine Beinamen. In Europa wurde er fast ausgerottet. Jetzt ist er zurück. Ein guter Zeitpunkt, mit Vorurteilen aufzuräumen.