EU und GroßbritannienKorrespondentin: Johnson kann Brexit-Abkommen als Erfolg für sich verbuchen
Die EU und Großbritannien haben sich endlich geeinigt. Gegen 16 Uhr am Heiligabend verkündete EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen "We have finally found an agreement". Dlf-Korrespondentin Christine Heuer wertet den Brexit-Deal als Erfolg für Boris Johnson.
In vielen Punkten waren sich die Unterhändler schon länger einig – besonders lange wurde dann am Ende über die Fischereirechte diskutiert. "Die ganze Nacht bis zum Nachmittag", berichtet Dlf-Korrespondentin für Großbritannien Christine Heuer über die Verhandlungen zum Brexit-Folgeabkommen.
Am Ende wurde in diesem Punkt eine Übergangsfrist von fünfeinhalb Jahren vereinbart. In dieser Zeit dürfen die europäischen Fischer in britischen Gewässern ein Viertel weniger fischen. Aber welche Fische genau – darüber wurde lange verhandelt.
"Sie haben buchstäblich Heringe und Makrelen gezählt."
Der Brexit-Vertrag ist 2000 Seiten dick. Aber ein paar Schwerpunkte lassen sich herausziehen, sagt Christine Heuer.
- Zölle
- Banken
- Reisen
- Das Thema Zölle ist der Kern des ganzen Deals. Beide Seiten können weiter ohne Zölle miteinander handeln. Aber es wird mehr Papierkram geben, sagt Christine Heuer. Wenn eine Seite sich nicht an die Standards der anderen Seite hält, drohe Strafzölle. Aber ihre eindeutige Einschätzung lautet: "Es hätte schlimmer kommen können – ohne Deal."
- Die Banken in Großbritannien werden es künftig schwerer haben. Sie können ihre Dienstleistungen in der EU ab Januar nicht mehr einfach so anbieten wie bisher, so unsere Korrespondentin. Die Banken dort müssen künftig Vereinbarungen mit den EU-Mitgliedsstaaten treffen.
- Und für die Bürgerinnen und Bürger wird das Reisen schwerer. Zumindest, wenn sie in die EU wollen. Wer beispielsweise länger als 90 Tage auf dem Festland bleiben will, braucht künftig ein Visum. Und die Britinnen und Briten haben nicht mehr automatisch Schutz durch ihre Krankenversicherung.
Johnsons Erfolg: Er hat sein Versprechen gehalten
Während EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei der Verkündung des Abkommens relativ nüchtern blieb, klang der britische Premier Boris Johnson schon siegessicherer. Zu Recht, wie unsere Korrespondentin findet. "Unterm Strich kann man sagen: Es ist ein Erfolg für Boris Johnson.“
"Er hat den Deal geliefert, den er versprochen hat."
Boris Johnson wollte, dass Großbritannien ohne große Verwerfungen am Ende raus geht – und das hat er geschafft, so Christine Heuer. Vor allem, dass Großbritannien weiterhin zollfrei Handeln kann, sei eine riesen Sache für die Briten. Schlussendlich könne Johnson von sich behaupten, dass er sein Versprechen gehalten hat. Und auch im Parlament müssen selbst politische Gegner eingestehen, dass das Abkommen jetzt besser ist, als alles, was Johnsons Vorgängerin Theresa May in Aussicht hatte.
Rein rechtlich müssen die Parlamente dem Deal noch zustimmen.