Nach Schließungen wegen CoronaKneipensterben befürchtet
Die Gastronomie-Szene in Deutschland hat in den letzten Monaten stark unter den Schließungen gelitten. Vor allem Kneipen wie das Bremer Eisen, die keine Möglichkeit haben, ihr Geschäft nach draußen zu verlagern, bangen um ihre Existenz.
Das Eisen ist eine Institution im Bremer Szene-Viertel: Ein Raum, in der Mitte ein Tresen und rund herum stehen Stühle und Tische. Fast jeder Bremer Party-Mensch hat hier schon mal eine legendäre Feier-Nacht erlebt, dicht an dicht gedrängt, mit einem Bier in der Hand und guter Laune.
Doch das ist schon drei Monate her. Seitdem die Kneipen aufgrund der Corona-Pandemie schließen mussten, bangt der Besitzer Fernando Guerreo um die Existenz des Eisens. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter musste er bereits alle in die Kurzarbeit schicken.
So geht es derzeit der gesamten Gastronomie-Szene in Deutschland: Im April 2020 nahm das Gastgewerbe fast 76 Prozent weniger Geld ein als im April des Jahres zuvor, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Felicitas Boeselager.
"Im April 2020 nahm das gesamte Gastgewerbe in Deutschland fast 76 Prozent weniger Geld ein als im April des vergangenen Jahres."
Auch, wenn es keine Zahlen gibt, die sich nur auf die Lage der Kneipen beziehen, warnt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband vor einem Kneipensterben.
Maximal zwölf Gäste
Das Eisen ist besonders hart getroffen, da es in Bremen nicht erlaubt ist, am Tresen zu sitzen. Nach den gültigen Abstandsregeln können maximal zwölf Gäste in großen Abständen im Raum verteilt sein und sich gegenseitig etwas zurufen. Da ist selbst für die "wohl-gesonnensten Stammgäste" irgendwann keine Option mehr, sagt der Besitzer Fernando Guerreo. Noch dazu würde er bei maximal zwölf Gästen nur Verluste machen.
Verluste trotz Öffnung
Kneipen, die die Möglichkeit haben, ihre Stühle und Tische nach draußen zu verlagern, haben mehr Glück. Aufgrund der Beschränkungen hat es die Stadt Bremen leichter gemacht, Außenplätze zu beantragen und beispielsweise Sitzmöglichkeiten auf Parkplätzen anzubieten.
Doch auch für die Kneipen, die zumindest im Freien geöffnet haben, bleibt die Situation schwierig, sagt Nathalie Rübsteck, Geschäftsführerin der Dehoga Bremen. Denn der Umsatz, der jetzt generiert wird, ist bei Weitem nicht so groß, wie vorher und viele Kneipenbesitzerinnen sind trotz Förderungen immer noch im Verlustbereich unterwegs.
"Es sind Bereiche offen, aber die haben natürlich längst nicht die Möglichkeiten, Umsatz zu generieren wie vorher. Das heißt, häufig sind sie jetzt noch nicht in den schwarzen Zahlen für den jetzigen Bereich und sie müssen Monate aufholen."
Für das Eisen ist die Verlagerung nach draußen keine Option, denn vor der Tür verläuft eine große Straße. Ihnen bleibt also nur der Fensterverkauf.
Finanzieller und emotionaler Support
Um sich trotzdem über Wasser halten und seine zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter behalten zu können, hat Fernando Guerreo T-Shirts und Bierdeckel mit dem Logo der Kneipe drucken lassen und eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Immer wieder schauen Gäste vorbei oder unterstützen die Kneipe online.
Mehr als einmal habe er mit sehr feuchten Augen am Laptop gesessen und sich über den finanziellen, aber auch den emotionalen Support gefreut, erzählt der Eisen-Besitzer Fernando Guerreo.
"Da kam so viel Rückmeldung. Das Finanzielle hilft natürlich, aber was so emotional mit beigeschoben wurde. Also, dass die Leute uns vermittelt haben, was wir ihnen bedeuten, das wird noch ganz lange nach Corona nachhallen."
Das Bangen um die Existenz
Wie lange diese Unterstützung reichen wird, das weiß Fernando Guerreo nicht. Er und sein und Team zwingen sich, von Woche zu Woche und von Monat zu Monat, weiterzumachen, sagt er. Dass es so schlimm werden würde, hätte er sich niemals ausmalen können.
"Jedes Mal, wenn man den Blick zum Horizont richtet, wird man wirklich depressiv. Also es ist jetzt schon härter als wir es uns jemals in unseren negativsten Fantasien hätten ausmalen können."
Immerhin gibt es einen Hoffnungsschimmer: Ab morgen (25.06.2020) dürfen sich in Bremen wieder mehr als zwei Haushalte auf einmal treffen.