Braunkohle-ProtestFestival-Stimmung am Hambacher Forst
Vorerst dürfen keine Bäume mehr im Hambacher Forst gefällt werden – das haben am Samstag (06.10.) Zehntausende dort gefeiert. Auch, wenn der vorläufige Stopp der Rodung nur ein Etappensieg für die Demonstranten ist.
In der Auseinandersetzung um den Hambacher Forst feiern die Demonstranten einen Etappensieg: Vorläufig dürfen keine Bäume mehr in dem Wald gerodet werden. Das hat das Oberverwaltungsgericht Münster per Eilentscheid am Freitag (05.10.2018) entschieden – und zwar so lange nicht, bis über die Klage des Umweltverbands BUND gegen den Hauptbetriebsplan für den Tagebau Hambach gerichtlich entschieden ist.
"Alt, Jung, Kinder, manche mit Dreadlocks, manche mit schicken Blusen: Man sieht, dieser Protest und das Ziel, aus der Braunkohle schneller auszusteigen, das bewegt ganz viele Menschen."
Ein Querschnitt der Bevölkerung sei auf dem Gelände unterwegs, sagt unsere Reporterin Vivien Leue. Mit vielen habe sie gesprochen, die nicht häufig auf Demos sind, aber nun ein Zeichen setzen wollten. "Wir haben heute ein starkes Signal der Zivilgesellschaft für einen schnellen Kohleausstieg gesendet", sagte auch Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender, bei der Demonstration.
Tausende im Wald
Immer mehr Menschen seien im Laufe des Tages von der Demonstration aus rüber in das Waldstück gegangen, in dem zuletzt noch die Baumhäuser der Waldbesetzer standen, berichtet unsere Reporterin. Viele wollten das Waldstück wohl einfach mal mit eigenen Augen sehen.
Den Wald zu betreten, ist seit dem Ende der Räumungsarbeiten nicht mehr verboten, erklärte eine Polizeisprecherin gegenüber der Nachrichtenagentur dpa – wohl aber der Bau neuer Baumhäuser.
"Viele wollten einfach sehen: Wie sieht es denn da aus, zwischen diesen Bäumen, um die es die letzten Wochen ging?"
Zukunft noch ungewiss
Wie es mit dem Hambacher Forst weitergeht, ist ungewiss. In dieser Saison wird wohl nicht mehr gerodet werden, sagt Vivien Leue. Je nachdem, wie schnell das Verwaltungsgericht in Köln nun zur noch anstehenden Klage urteilt, könnten die Bäume frühstens nächstes Jahr gefällt werden. Vermutlich bleibe der Wald aber zunächst zwei Jahre stehen. "Es bedeutet aber nicht, dass er für ewig stehen bleiben kann."
Am Hambacher Forst haben nach Angaben der Veranstalter 50.000 Menschen demonstriert. Die Polizei sprach von weniger als 20.000.
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