RumänienWenn Braunbären Menschen angreifen
In Rumänien kommen Braunbären immer öfter mit Menschen in Kontakt. Und das endet manchmal darin, dass die Bären Menschen angreifen. Das liegt auch daran, weil die Tiere zunehmend ihren Lebensraum verlieren.
Ungefähr 17.000 Braunbären leben heute noch in Europa, die meisten davon laut der Umweltschutzorganisation WWF in Rumänien. Schätzungsweise 4.000 bis 5.000 der Tiere sind dort heimisch. Damit lebt in Rumänien die größte Braunbärenpopulation Europas. In den letzten Jahren ist es verstärkt zu Angriffen von Braunbären auf Menschen gekommen. Einige Personen wurden dabei schwer verletzt, andere kamen sogar ums Leben.
Zum Höhepunkt der Angriffe kam es in der ersten Jahreshälfte 2017. Damals registrierten rumänische Behörden fast 80 Begegnungen zwischen Bär und Mensch. 2019 starben acht Personen durch einen Bärenangriff. Im März 2021 zeigte ein viel geteiltes Video, wie sich ein Braunbär einer Skipiste nähert und schließlich einem Skilehrer folgt, der jedoch auf seinen Skiern viel schneller ist als der Bär und entkommt.
Mensch nimmt Bären den Lebensraum
Für das rumänische Umweltministerium handelt es sich bei den Vorfällen um vereinzelte Angriffe von Bären, die mit ihrem Verhalten von der Norm abweichen. Für einige Tierschützerinnen und Tierschützer ist hingegen klar: Die Ursache für die Angriffe der Bären ist der Mensch.
Auf der Suche nach Futter
Demnach kommt es öfter zu einem Kontakt zwischen Tier und Mensch, weil die Menschen den Lebensraum der Bären zunehmend vereinnahmen, erklärt Biologe Mario Ludwig. Das geschieht zum Beispiel durch die Abholzung großer Waldflächen zum Beispiel in den Karpaten. Die Folge: Auf der Suche nach Futter kommen die Tiere in die Dörfer und Städte, wo sie Mülltonnen durchwühlen, Felder verwüsten und auch Geflügel und Schafe reißen.
Auch Schäfer und Menschen, die nach Pilzen suchen, dringen häufiger in den Lebensraum der Bären ein, wenn sie in den höheren Berglagen der Karpatenwälder unterwegs sind. Zudem bauen einige wohlhabende Rumänen dort ihre Wochenendhäuser.
Braunbären als Touristenattraktion
Nicht zuletzt sorgt auch der Tourismus für den zunehmenden Kontakt zwischen Bär und Mensch. Für Bärenbeobachtungen, die einige Försterinnen und Wildhüter anbieten, kommen Touristen in die Reviere der Bären. Damit sie sehen, wie die Bären beispielsweise auf Bäume klettern, locken die Förster sie mit Schokolade an, die sie in die Bäume hängen.
"Derart angefütterte Bären zeigen nach einiger Zeit natürlich kein artgerechtes Verhalten mehr."
Ähnlich haben Touristen 2017 Bären auf der Burg Poenari mit Essen angelockt. Die Tiere lagen auf einem Felsen in den Südkarpaten. Damals wurde die Sehenswürdigkeit zeitweise gesperrt, weil die Bären die mittelalterliche Festung geradezu belagert hatten. Im Normalfall suchen Bären allerdings nicht die Begegnung mit Menschen.
In Deutschland leben übrigens keine Bären mehr. Der letzte wild lebende Braunbär wurde 1835 in Bayern erlegt.