Brauereien im LockdownRettet das Bier!
Der Corona-Lockdown lehrt uns: Schlimmer als zu wenig Bier ist zu viel Bier! Denn derzeit landet eine Menge Bier, für das es keine Abnehmer gibt, unter anderem im Abfluss. Manche Brauereien haben aber auch kreative Lösungen gefunden.
Viele Brauereien und Gastronomen haben überschüssiges, abgelaufenes Bier weggeschüttet. Die Entsorgungs- und Wirtschaftsbetriebe waren darüber aber nicht sehr erfreut. In Landau in der Pfalz gab es deshalb vor kurzem eine Warnung an die Brauereien, nicht massenhaft Bier in den Abfluss zu schütten, da das sogar richtig gefährlich sein kann.
Schaden für das Abwassersystem
Landen nämlich zehn- oder sogar hunderttausende von Litern Bier gleichzeitig im selben Abwassersystem, ist das vor allem ein gefundenes Fressen für Mikroben, die sich mit dem vielen Zucker und Alkohol sehr gut vermehren können. Und bei diesen bakteriellen Abbauprozessen können die Gase Schwefelwasserstoff und Methan entstehen, die nicht nur extrem stinken, sondern bei hoher Konzentration auch sehr giftig und sogar explosiv wirken können, warnt der Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau.
"Wenn Zehn- oder gar Hunderttausende Liter Bier zur selben Zeit im selben Abwassersystem landen, dann ist das ein gefundenes Fressen für Mikroben."
Auch für die guten Bakterien, die das Abwasser in den Kläranlagen reinigen, sind zu viel Zucker und Alkohol schlecht. Zudem kann es zu Schäden an den Abwasserrohren kommen. In Landau ist das kein neues Problem, da in der Weinregion auch die Weinbauern öfter mal Überschüssiges aus der Weinherstellung ins Abwasser gekippt haben.
Der Deutsche Brauer-Bund hat dagegen auf eine Anfrage des Spiegels hin erklärt, dass es die Brauereien in der Regel mit den Klärwerken vorher absprechen und überschüssiges Bier nicht immer zu solchen Problemen im Abwasser führe.
Bierschnaps, Biersuppe, Bierkur
Schade ist es allemal um die vielen ungenutzten Liter Bier. Deshalb haben sich einige Bierbrauer und Gastronomen überlegt, wie sich das Bier noch nutzen lässt. Beispielsweise lassen manche aus ihrem Bier einen Bierschnaps destillieren.
"Die Brauereien und Gastronomen sind auf jeden Fall ziemlich kreativ. Einige lassen zum Beispiel aus ihrem Bier Bierschnaps destillieren."
Ein Koch aus Österreich hat mit seinem Team eine Biersuppe und einen Bier-Sirup kreiert, für die er bald auf eine Zulassung im Handel hofft. Ein Barkeeper aus München hat aus seinem Bierlager Bier-Haarkuren entwickelt und diese verkauft. Und zwei Brauereien aus dem Allgäu und Unterfranken haben in einmaligen Aktionen ihr Bier an die Menschen sogar verschenkt.
Backen mit Bier statt Wasser
In Ludwigshafen und in Düsseldorf wurde aus dem übrigen Bier einfach Bier-Brot. Eine Altbrauerei in Düsseldorf hat zum Beispiel 6000 Liter Bier an örtliche Bäckereien abgegeben, die daraus circa 15.000 Brote backen können. Ralf Gießelmann, Bäcker und Brotsommelier, sagt, dass sich vor allem das Altbier besonders gut für das Brotbacken eignet, weil es im Brot als besonders herzhafter Geschmacksträger herausstechen kann.
"Altbier ist etwas herzhafter als Kölsch und geht dementsprechend in dem Brot als Geschmacksgeber besonders gut hervor."
Das gehe natürlich auch mit Schwarzbier, Weizenbier oder Pils. Die milderen Sorten wie beispielsweise Kölsch eignen sich dagegen nicht so sehr fürs Brotbacken, sagt Ralf Gießelmann.
Mindesthaltbarkeitsdatum verlängern
Das Bier kann auch dadurch gerettet werden, indem das Mindesthaltbarkeitsdatum geändert wird. Das haben beispielsweise große Brauereien wie Radeberger gemacht und einfach neue Banderolen gedruckt. Laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit ist das kein Problem – die Brauereien sollten lediglich vorher checken, ob das Bier wirklich noch ein sicheres Lebensmittel ist.