Präsidentschaftswahlen in BrasilienHunderttausende protestieren gegen Bolsonaro
Nicht nur in Brasilien, sondern weltweit gehen Brasilianerinnen und Brasilianer auf die Straße gegen den Präsidentschaftskandidaten Jair Bolsonaro. Ihr Motto: #EleNão (Er wird's nicht!). Der Kandidat ist extrem umstritten. Aber seine Chancen, bei der Wahl am 7. Oktober 2018 gewählt zu werden, stehen nach Umfragen gut.
Jair Bolsonaro ist der Präsidentschaftskandidat der extremen Rechten. Er war Fallschirmjäger in der brasilianischen Armee und ist heute Reservist. Vor allem aber ist er ein überzeugter Anhänger der Militärdiktatur in Brasilien von 1964 bis 1985.
Das war eine Zeit, in der Oppositionelle gefoltert und ermordet wurden. Die Aufarbeitung der Diktatur und die Aufklärung der damaligen Ereignisse gehen nur schleppend voran. Das macht es Menschen wie Jair Bolsonaro leicht zu behaupten, Brasilien ginge es besser, wenn es wieder eine Militärdiktatur gäbe.
Tatsächlich kann Jair Bolsonaro mit solchen Aussagen Wähler für sich gewinnen. Nach den letzten Umfragen könnte er im ersten Wahlgang auf 28 Prozent der Stimmen kommen und wäre damit der derzeit aussichtsreichste Kandidat.
Ein Anschlag auf ihn hat Jair Bolsonaro zusätzliche Popularität eingebracht. Bei einer Wahlkampfveranstaltung wurde er niedergestochen und konnte mit einer Notoperation gerettet werden. Der Mitleideffekt hat noch mehr Anhänger mobilisiert. Der Täter wurde gefasst.
Keine Korruptionsvorwürfe gegen Bolsonaro
Entscheidend wird die Stichwahl Ende Oktober. Viele Brasilianer sehnen sich nach Ordnung, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Grit Eggerichs. Vor allem wollen sie Politiker, an denen keine Skandale und Korruptionsvorwürfe kleben. In den vergangenen Jahren haben brasilianische Politiker vor allem dadurch Schlagzeilen gemacht, dass gegen sie ermittelt wurde und weniger, weil sie gute Sachpolitik gemacht haben. In Bezug auf Korruption hat Jair Bolsonaro tatsächlich eine weiße Weste.
Frauenfeindlich, repressiv, rassistisch, homophob
Viele seiner Gegner erschreckt das Weltbild des Präsidentschaftskandidaten. Nicht nur Diktatur ist ein legitimes Regime in seinen Augen, auch Folter ist ein probates Mittel im Kampf gegen Kriminalität oder politische Gegner. Außerdem ist er frauenfeindlich und hält es für richtig, dass Frauen weniger als Männer verdienen.
Auch mit rassistischen Äußerungen spart er nicht: Die indigene Bevölkerung sei faul, sagt er. Und homophob ist er auch: Gegen Homosexualität, so Jair Bolsonaro, würden nur Prügel helfen. Und noch mehr: Im Fernsehen hat er erzählt, dass er besser damit leben könne, wenn sein eigener Sohn bei einem Unfall sterben würde, statt wenn er sich als schwul outete.
Für viele Brasilianerinnen und Brasilianer sind dies Gründe, die Wahl dieses Kandidaten zu verhindern. Darum gehen vor allem Frauen unter dem Motto #EleNão (Er wird's nicht) auf die Straße – auch in Berlin.
"Bolsonaro ist Faschist. Ich bin eine Frau, ich bin Schwarze. Und ich bin bisexuell. Bolsonaro ist deshalb für mich ein Feind."
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