Zeichen der SolidaritätWarum das Brandenburger Tor nur manchmal leuchtet
Es ist eine Geste der Anteilnahme und der Solidarität: Nach den Anschlägen in London oder Paris wurde das Brandenburger Tor mit den jeweiligen Nationalflaggen angestrahlt. Viele fragen sich daher: Wieso leuchtet Berlins Wahrzeichen jetzt nicht in den russischen Farben?
Sieben Mal wurde das Brandenburger Tor in den vergangenen Jahren aus Solidarität speziell angestrahlt - nach den Anschlägen in Paris, Brüssel, Istanbul, Orlando, Jerusalem, Berlin und London. Die Geste zeigt: Deutschland trauert mit den Opfern des Terrors. Nach dem U-Bahn-Anschlag in Sankt Petersburg mit mindestens 14 Toten sorgt die Entscheidung, das Brandenburger Tor nicht in der russischen Flagge zu beleuchten, allerdings für Diskussionen.
Senat: Beleuchtung nur bei Partnerstädten
Offiziell heißt es aus der zuständigen Berliner Senatskanzlei: Das Brandenburger Tor wird nur angestrahlt, wenn der Terrorakt in einer Partnerstadt von Berlin stattgefunden hat. Die deutsche Hauptstadt pflegt aktuell 17 Partnerschaften - darunter Paris, London, Brüssel oder Istanbul. Sankt Petersburg gehört nicht dazu.
Konsequent war man da aber auch in der Vergangenheit nicht, sagt DRadio-Wissen-Reporter Till Opitz. "Es gab schon zwei Ausnahmen: bei Orlando und bei Jerusalem." Beide Städte sind keine offiziellen Partnerstädte von Berlin, trotzdem wurden die jeweiligen Landesflaggen nach den Anschlägen projiziert. Als im Januar 2017 ein Attentäter mit einem Lkw in Jerusalem in eine Gruppe Soldaten fuhr und vier Menschen tötete, entschied Berlins Bürgermeister Michael Müller, das Brandenburger Tor wegen der besonderen Beziehungen Berlins zu Israel anzustrahlen.
Manchmal Ausnahmen, manchmal nicht
Auch nach dem Massaker in einem LGBT-Club in Orlando, bei dem 49 Menschen getötet wurden, leuchtete das Brandenburger Tor in der Regenbogenflagge.
"Weil Berlin wie Orlando eine Stadt mit großer schwul-lesbischer Community ist."
Im Netz ist die Aufregung daher groß - viele sprechen jetzt von Doppelmoral oder Kaltem Krieg, sagt DRadio-Wissen-Reporter Till Opitz.
"Alleine angesichts der Tatsache, wie viele Russen bei uns in Deutschland leben, wäre es einfach das richtige Zeichen gewesen."
In einem Kommentar für die Deutsche Welle kritisiert der Journalist Ingo Mannteufel die Entscheidung ebenfalls. Er sagt: Berlin sollte sich schämen und es sei politisch und moralisch falsch, das Brandenburger Tor nicht in den russischen Farben anzustrahlen.
Online-Petition und Fake-Bilder
Inzwischen gibt es eine Online-Petition, die sich dafür einsetzt, die Entscheidung der Berliner Regierung noch zu kippen.
Im Netz kursierten aber auch jede Menge Fake-Bilder, sagt Till Opitz, "wo die russische Trikolore aufs Brandenburger Tor gephotoshopped wurde."
In einer Stellungnahme hat der Berliner Senat seine Entscheidung inzwischen noch einmal verteidigt: "Man kann Kondolenz und Trauer auch ausdrücken, ohne das Brandenburger Tor zu beleuchten", so eine Senatssprecherin.