GriechenlandBrand im Flüchtlingslager Moria: Tausende ohne Obdach
Das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos ist völlig abgebrannt. Ob es Verletzte und Tote gibt, ist noch unklar. Auch die Ursache für den Brand ist noch unbekannt. Klar ist, dass fast 13.000 Menschen aus dem Camp flüchten mussten und nun ohne Obdach sind. Unter ihnen sind auch 35 Menschen, die positiv auf Corona getestet wurden.
Gestern Nacht (8. auf 9. September 2020) sind gleich mehrere Brände im Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos ausgebrochen. Das griechische Fernsehen zeigt Bilder aus dem Flüchtlingscamp, und auch in den sozialen Medien finden sich einige Videos. "Die Bilder zeigen, dass es in diesem riesigen Lager eigentlich überall brennt", berichtet Matthias Wurms aus der Nachrichtenredaktion.
Brand im überfüllten Lager Moria
Ob es Verletzte und/oder Tote gibt, ist zurzeit noch unklar. Bislang gibt es von Polizei und Feuerwehr vor Ort keine Meldungen dazu. Auch wie der Brand entstanden ist, ist noch nicht geklärt. Laut Feuerwehr seien an mehreren Orten im Lager gleichzeitig Brände entstanden. Das lässt den Vermutung zu, dass das Feuer absichtlich gelegt wurde.
Das ist bislang aber ein Verdacht – ebenso, wer dafür verantwortlich sein könnte. Viele Bewohner und Bewohnerinnen von Lesbos lehnen das Lager ab. Ebenso wollen die meisten Flüchtlinge raus aus dem Camp. Auf einem Video ist zu hören, wie Menschen aus dem Lager rufen "Bye Bye Moria", so Matthias Wurms. Feuerwehrleute berichteten, dass sie von Flüchtlingen gehindert wurden, die Brände zu löschen.
Es gab Proteste im Camp
Gestern Abend (8. September 2020) soll es Proteste im Camp gegeben haben. Vergangene Woche wurde eine Corona-Infektion im Lager festgestellt. Gestern dann wurde bekannt, dass mittlerweile insgesamt 35 Corona-Fälle nachgewiesen sind.
Die Betroffenen sollten auf eine Isolierstation, doch manche wehrten sich. Andere Bewohner und Bewohnerinnen wollten das Lager verlassen, aus Angst sich anzustecken. Seit März ist das Lager abgeriegelt: Die Menschen dürfen nur in Ausnahmesituationen raus. Die hygienischen Bedingungen dort sind miserabel.
Der Lagerkoller sei immer schlimmer geworden, so unser Griechenland-Korrespondent Thomas Bormann. Nach dem Brand haben nun rund 13.000 Menschen ihr Obdach verloren. Sie seien teils in die Olivenhaine und Hügel rund um das Lager geflüchtet.
"Das Lager ist vollkommen ausgebrannt. Für die Menschen gibt es im Moment überhaupt keine Lösung."
Andere versuchten, in die Hauptstadt von Lesbos zu gelangen, doch der Weg nach Mytilini wird von der Polizei überwacht. Die Flüchtlinge sitzen nun auf der Landstraße fest.
Die griechische Regierung hat klar gemacht, dass niemand die Insel verlassen wird. Das heißt, es braucht schnell provisorische Unterkünfte und Hilfe für die Menschen. Außerdem muss eine weitere Ausbreitung des Coronavirus verhindert werden.
Hinweis: Es gibt immer wieder neue Informationen zum Brand und zur aktuellen Lage im Flüchtlingslager Moria. Aktuelle Informationen findet ihr bei den Dlf-Nova-Nachrichten und bei den Nachrichten des Deutschlandfunks.