Boxerin Zeina NassarBoxerin: "Aufgeben ist für mich keine Option"
Als Zeina mit 13 Jahren zum ersten Mal am Boxtraining teilnimmt, ist sie begeistert. Als sie auch an Wettkämpfen teilnehmen will, darf sie das aber nicht. Ihr Gegner: die Kleiderordnung. Aber sie kämpft – und ist auf mehreren Ebenen erfolgreich.
"Als Kind habe ich viele Sportarten ausprobiert", sagt Zeina Nassar. Sie zählt auf: Fußball, Basketball, Volleyball. Es sind häufig Teamsportarten. Mit einer Freundin sieht sie irgendwann ein Video von boxenden Frauen und ist fasziniert. Die beiden suchen nach einer Möglichkeit für ein Probetraining und werden ganz in der Nähe fündig, bei den Boxgirls Berlin.
Kleiderordnung für Boxkämpfe
Die Halle, die Sandsäcke, der Ring – all das wird nun Zeinas Welt. "Ich will in meiner Sportart die Beste sein und meine Grenzen finden", sagt sie. Hier kann sie das eigenverantwortlich. Denn im Ring kann ihr kein Team mehr helfen, da ist sie auf sich gestellt.
"Für mich besteht ein Boxwettkampf aus 70 Prozent Kopfsache und 30 Prozent Kraft."
Als sie mit 14 Jahren an ihren ersten Wettkämpfen teilnehmen soll, steht ihr aber die Kleiderordnung für die Wettkämpfe im Weg. Die verlangt kurze Ärmel und kurze Hosen. In ihrem Buch "Dream Big" schreibt Zeina dazu: "Das kommt für mich nicht in Frage. Ich habe mich für das Kopftuch entschieden. Das heißt, mein Hals, meine Arme und meine Beine sollten bedeckt sein."
Bedeckt in den Ring
Zusammen mit ihrer Trainerin Linos Bitterling kämpft sie für eine Änderung der Kleiderordnung. Die beiden können sich schließlich durchsetzen und Zeina darf mit Kopftuch und bedeckten Armen und Beinen in den Ring. Dort zeigt sie, was sie kann (auch wenn sie ihren ersten Kampf verliert). "Ich versuche, die Gegnerin in kürzester Zeit zu lesen." Das gelingt ihr. Mit 16 Jahren wird Zeina zum ersten Mal Berliner Meisterin und mit 20 Jahren Deutsche Meisterin im Federgewicht.
"Während ich kämpfe, bin ich so fokussiert, dass ich nur die Stimme meines Trainers höre."
Zeina wird für die Europameisterschaft nominiert und trifft auf dieselben Vorbehalte. International sieht die Kleiderordnung für den Ring ähnlich aus wie ursprünglich auf nationaler Ebene. Und noch einmal muss Zeina gegen Vorschriften kämpfen. Wieder setzt sie sich durch.
"Ich glaube an viele Dinge, die sind aber alles sehr privat."
"Boxen spielt für mich im Alltag eine große Rolle", sagt Zeina. "Das Wichtigste: Disziplin und die Emotionen im Griff zu haben." Zeina trainiert hart und ist hart zu sich. Bis ihr Körper ihr zu verstehen gibt, dass er eine Pause braucht. Ein Riss im Außen-Meniskus.
Im Talk erzählt Zeina Nassar, was das Besondere an ihrem Boxstil ist, welches ihr bisher schwerster Kampf war und was ihr größter Traum ist.