Die Vergangenheit von Janez JanšaWaffen für Bosnien
In Slowenien, dem kleinen Land am Übergang der Alpen zum Balkan, ist Janez Janša ein mächtiger Mann: Politiker, Journalist, sogar Volksheld. Seine Vergangenheit als Waffenschieber im Bosnienkrieg ist kaum bekannt, der Journalist Blaž Zgaga hat das aufgedeckt.
Seit 1995 recherchiert der slowenische Journalist die Hintergründe der Waffengeschäfte der slowenischen Staatsführung. Unzählige Beiträge und drei Bücher hat er dazu veröffentlicht. Ein wichtiger Teil seiner Recherche sind über 6.000 Dokumente des slowenischen Innen- und Verteidigungsministeriums, die Blaž Zgaga zugespielt wurden. Ein wichtiger Name in diesen Dokumenten: Janez Janša.
Volksheld, Verteidigungsminister, Geschäftemacher
Dessen Geschichte beginnt Ende der 80er, als Slowenien noch zu Jugoslawien gehörte: Am äußersten Zipfel des Vielvölkerstaats gelegen, grenzt es an Kroatien. Janša ist damals 30 Jahre alt: ein junger Mann, der sich irgendwo zwischen Establishment und Rebellion bewegte. Er schrieb für das Jugendmagazin Mladina und veröffentlichte kritische Artikel. Einer davon sollte ihm den Heldenstatus sichern.
"1988 veröffentlichte Mladina geheime Dokumente aus der jugoslawischen Volksarmee. Es ging darum, wie die Armee in Slowenien einen Notstand ausrufen und so einen Staatsstreich durchführen wollte".
Für seine Aufdeckung um den geplanten Staatstreich wurde Janša zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. Ein Einschnitt, der den slowenischen Frühling vorantreiben sollte. Die Menschen protestierten auf den Straßen. Keine zwei Jahre später fanden 1990 die ersten freien Wahlen statt. Und der neu gewählte Ministerpräsident Milan Kucan macht Janša zum Verteidigungsminister.
Im Juni 1991 folgte ein weiterer Einschnitt in Janša Karriere. Als Reaktion auf die Unabhängigkeitserklärung der Slowenien marschierte die jugoslawischen Volksarmee in das Land ein - und traf auf eine gut vorbereitete slowenische Armee. Der sogenannte "10-Tage-Krieg" ist schnell beendet. Danach entsteht ein neues Geschäftsmodell: Der Waffenhandel mit den Nachbarstaaten.
"Ungefähr 20.000 Tonnen Munition lagerte die jugoslawische Armee in slowenischen Munitionslagern. Praktisch alles wurde von Slowenien erbeutet. Noch im Juli 1991 gingen die ersten Waffenlieferungen nach Kroatien."
"Als Verteidigungsminister war er der wichtigste Akteur in diesen Geschäften", sagt Blaž Zgaga, "aber im Grunde war es ein Staatsgeschäft". Es war offenbar ein Deal zwischen zwischen den Premierministern von Slowenien und Kroatien: "Hauptabnehmer waren kroatische Generäle und Beamte im kroatischen Verteidigungsministerium". Etwa 40 Millionen deutsche Mark für Waffen waren geflossen. Was mit dem Geld geschah, ist bis heute unklar. In der Staatskasse sei es jedenfalls nie angekommen, sagt Blaž Zgaga.
Schmutzige Geschäfte
Die Transporte nach Kroatien machte vermutlich die Regierung möglich: Polizei und Geheimdienste stellten den Schutz für die Lieferungen. Alle mischten mit. Und machen Geschäfte nebenher. Die Preise, sagt Blaž Zgaga, machte Verteidigungsminister Janša.
Dabei wurde das Uno-Waffen-Embargo umgangen, das über die Kriegsgebiete in Bosnien und Kroatien verhängt worden war.
"Meistens wurden solche Lieferungen bar bezahlt, in cash, aus Koffern."
1993 war für Janša Schluss mit den Geschäften. Die Regierung beschließt ein Verbot, in der Folge kommt es zum Streit unter den Ministern, einige Monate später muss Janša zurücktreten. Weitere Konsequenzen gibt es keine. Zehn Jahre später wird er sogar Ministerpräsident. Und seine Geschichte wird bis heute tot geschwiegen. Nur der Journalist Blaž Zgaga will nicht schweigen.