Boris Becker im InsolvenzstreitPlötzlich immun - und nicht mehr haftbar
Boris Becker ist Attaché der Zentralafrikanischen Republik. Die Position will er nutzen, um mit diplomatischer Immunität sein Insolvenzverfahren in Großbritannien zu beenden.
Seit April 2018 ist Boris Becker Sonderattaché in der Zentralafrikanischen Republik. Er soll sich um Sport und kulturelle Angelegenheiten in der Europäischen Union kümmern, also zum Beispiel Werbung machen und Sponsoren finden für den Sport in der Zentralafrikanischen Republik.
Diese Rolle will er nun auch für ganz andere Zwecke nutzen: Im Juni 2017 hatte ein Konkursgericht in London den dreimaligen Wimbledonsieger wegen hoher Schulden für zahlungsunfähig erklärt. In diesem Insolvenzverfahren will er nun diplomatische Immunität geltend machen - um das Verfahren zu beenden.
Normalerweise vertreten Diplomaten das Land, aus dem sie stammen
Unser Reporter Johannes Döbbelt hat sich mal erkundigt, ob eigentlich jeder Mensch ganz beliebig für irgendein anderes Land als Diplomat einspringen kann. Die Antwort war: nein. Normalerweise schickt Deutschland deutsche Diplomaten ins Ausland, Frankreich französische Beamte und so weiter.
Die Diplomatie ist sogar weltweit geregelt im internationalen Recht. Im Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen steht, dass die Diplomaten eines Landes auch grundsätzlich aus diesem Land kommen sollen.
"Noch ungewöhnlicher ist, dass er jetzt nicht in - sagen wir mal - Australien Attaché ist, sondern bei der Europäischen Union und damit in dem Gebiet, in dem er wohnt und lebt."
Aber natürlich gibt es Ausnahmen. Im Fall von Boris Becker sei jedoch noch ein anderer Punkt auffällig, sagt Thomas Jäger, Professor für internationale Politik an der Uni Köln: Nämlich, das Becker als EU-Bürger ein afrikanisches Land in der EU vertrete. Das sei ungewöhnlich, aber durchaus erlaubt, wenn beide Seiten damit einverstanden sind - in diesem Fall die Zentralafrikanische Republik und die Europäische Union.
Tennisprofi mit Immunität
Beckers Anwälte behaupten nun, dass der ehemalige Tennisprofi durch sein Amt auch Immunität in Großbritannien genieße. Sollten sie recht haben, würde das dann eben bedeuten, dass er nicht strafrechtlich, aber auch nicht zivilrechtlich verfolgt werden darf in Großbritannien.
Boris Beckers Anwälte sagen, er könnte höchstens dann angeklagt werden, wenn der britische Außenminister und die Zentralafrikanische Republik dem zustimmen. Unser Reporter geht aber davon aus, dass gerade die Zentralafrikanische Republik eher nicht zustimmt - denn sie hat Becker schließlich als Diplomaten entsandt und wird ihn möglicherweise auch schützen.
Für manche liegt der Verdacht nahe, dass Becker sich das Amt nur deswegen geangelt hat, um einem Strafverfahren zu entkommen. Beckers Anwälte dementierten diese Vorwürfe.
"Es nicht so, dass Herr Becker das diplomatische Amt übernommen hat, um auf diese Weise das Insolvenzthema zu lösen - er ist nach wie vor inhaltlich davon überzeugt."
Fälle, in denen Diplomaten aufgrund ihrer Immunität von Strafverfahren verschont bleiben, gibt es häufig. 2017 hatte zum Beispiel ein Diplomat aus Saudi-Arabien mit seinem Auto einen Verkehrsunfall verursacht, bei dem ein Fahrradfahrer ums Leben kam. Auch dieser Diplomat konnte nicht angeklagt werden.
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