Dominique de Marné über Borderline"Früher kontrollierten meine Krankheiten mich, heute kontrolliere ich sie"
Als Teenager fing Dominique de Marné an, sich selbst zu verletzen und viel zu viel Alkohol zu trinken. Lange Zeit hatte sie keine Namen für das, was mit ihr nicht stimmte. Irgendwann kam sie in eine Klinik in Hamburg – die Diagnose: Borderline. Dominique war wahnsinnig erleichtert darüber zu erfahren, was sie genau hat, und dass sie nicht alleine damit ist.
Borderline in einem Satz zu beschreiben, ist nicht einfach, sagt Dominique de Marné, die über die Persönlichkeitsstörung ein Buch geschrieben hat. Borderline wird auch emotional-instabile Persönlichkeitsstörung genannt. Bloggerin Dominique sagt, dass es dabei um Gefühle gehe. Nach eigener Erfahrung können diese Gefühle sehr stark sein und sich heftig äußern, egal ob diese sich auf die eigene Person beziehen oder auf andere. Sie sagt, sie hat entweder geliebt oder gehasst, verabscheut oder vergöttert.
"Der Körper steht unter Strom, durch die Selbstverletzung konnte ich da Spannung rausnehmen."
Ihre Störung habe große Anspannung bei ihr verursacht. Sie erklärt, dass sie sehr sensibel auf alles reagiere, was um sie herum geschehe. Alle Eindrücke prasseln auf sie ungefiltert ein. Das sei ein typisches Krankheitsbild von Borderline. Dadurch sei sie schnell von ihrer Umwelt überfordert. Neben der Überforderung kann sich Borderline auch durch starke Wutanfälle, ein instabiles Selbstbild und durch Selbstverletzendes Verhalten zeigen. Dominiques Fazit: Borderline ist eine sehr komplexe Störung, die sich bei jedem verschieden äußern kann.
"Eine psychische Krankheit kommt selten allein."
Rückblickend sagt Dominique, dass ihre Störung sich manifestiert hat, als sie ungefähr 15 Jahre alt war. Typisch bei Borderline sei auch, dass sich andere psychische Erkrankungen hinzukommen wie Suchtverhalten: Aus viel Alkohol wurde über die Jahre eine Alkoholabhängigkeit und gelegentliches Ritzen führte dazu, dass sie sich zeitweise zweimal am Tag selbst verletzte.
Sie beschreibt die Zeit so, dass sie starke Anspannung in ihrem Körper fühlte und die Selbstverletzungen ihr dabei halfen, die Spannung abzubauen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie das Gefühl, dass ihr dieser Zwang ihr guttut und schnell hilft.
Dominique de Marné: Zehn Jahre meines Lebens verloren
Lange Zeit hat Dominique selbst nicht gewusst, dass sie eine Persönlichkeitsstörung hat. Zehn Jahre lebt sie damit, bis sie in eine Klinik in Hamburg kommt. Die Diagnose, die sie dort erhält, lautet Borderline. Für Dominique, die als Teenager gedacht hat, dass es normal ist, durch eine schwierige Phase zu gehen, und dass sie selbst Schuld daran sei, wenn es ihr schlecht gehe, war die Diagnose eine Offenbarung.
Endlich hat sie erfahren, was die Ursache für ihr Verhalten ist. Sie beginnt Bücher über diese Störung zu lesen und sich mit andere Betroffenen auszutauschen. Sie beginnt eine Therapie. Heute hat Dominique gelernt, die Mechanismen, die sie in der Therapie gelernt hat, anzuwenden, und anders mit schwierigen Situationen umzugehen.
"Früher kontrollierten meine Krankheiten mich, heute kontrolliere ich sie."
Erstes Mental Health Café Deutschlands
Mit ihrem Café Berg & Mental, das voraussichtlich im Oktober 2019 in München eröffnet werden soll, möchte Dominique einen Raum und eine Anlaufstelle für Menschen schaffen, die einen leckeren Kaffee trinken und sich dabei ganz unbefangen über psychische Gesundheit informieren wollen. Einen Ort, zu dem Menschen kommen können, die vielleicht genauso so wie selbst als Teenager nicht genau wissen, was die Ursache für ihre Schwierigkeiten im Alltag ist.
Wer sich selbst in einer schwierigen Situation befindet, kann sich jederzeit an die Telefonseelsorge wenden.