Kampfsport in MexikoHier boxt der Punk
Dem Machismo auf die Fresse: Im Bonebreakers Club in Mexiko-Stadt trainieren Punks und ein Gothic-DJ. Hier geht es nicht nur um Fights im Käfig, sondern auch darum, einen Lebenstil durchzuboxen, der anders ist.
Wenn Fernando Salas in den Underground-Läden von Mexiko-Stadt auflegt, heißt er DJ Lord Fer. Im Boxring in einer Sporthalle im Süden der Hauptstadt nennen ihn alle nur Fer. Statt toupierten Haaren und weißem Gesicht trägt er die Haare im Zopf. Im Dunst aus Schweiß prügeln Jungs mit rotem Irokesen-Schnitt und Frauen mit Polit-Shirts auf die Boxsäcke ein. Im Bonebreakers Club regiert der Punk.
"Wer sich heute in Mexiko auflehnt, muss damit rechnen, im Knast zu landen oder ganz zu verschwinden.“
Fer, einer der Gründer des Clubs, wollte einen Ort schaffen, an dem man so sein kann, wie man ist - und wo man lernt, sich zu wehren. "In Mexiko-Stadt war es Anfang der 80er ganz schwer, wenn man Punk war oder einfach nur anders. Dann hat man richtig Stress gekriegt“, sagt der Mixed-Martial-Arts-Trainer. Auch heute bleibt es in den Straßen Mexikos gefährlich. Die Mordrate in der Acht-Millionen-Metropole ist hoch, häufig haben Kriminelle das Sagen, die Polizei verfolgt ihre eigene Agenda.
War der Protest der Punks und Goths um Fer anfangs eher künstlerisch und aktivistisch angelegt - Street Art, Bands, Häuser besetzen - wuchs aus der autonomen Gruppe, schließlich ein anderer Ort. Heute kämpfen hier Frauen und Männer. Respekt und Toleranz sind die Prinzipien der Mixed-Martial-Arts-Kämpfer im Club.
"Wir sind gegen Machtmissbrauch, gegen Machismo und Sexismus. Diese Ideale vermitteln wir in jedem Kampf.“
Der Erfolg der Kämpfer bleibt nicht aus. Auch national und international fallen die Bonebreakers auf: aber nicht wegen ihres Styles, sondern ihrer gewonnenen Fights. Fer tritt heute nur selten noch selbst im Käfig an und trainiert lieber die neuen Talente. Wenn es aber mal wieder soweit ist, sagt er, dann läuft er nur geschminkt auf. Mit der Musik, die ihm gefällt.