Mobilität und UmweltBiosprit: Fragwürdige Klimabilanz und ineffizient
Verglichen mit fossilen Brennstoffen kann Biosprit bei der CO2-Bilanz punkten. Wegen seiner Konkurrenz mit der Lebensmittelproduktion steht seine Nachhaltigkeit zur Debatte – und nicht nur deswegen. Ein Blick auf die Details.
Spirit aus nachwachsenden Rohstoffen klingt erstmal nach CO2-Vermeidung. Am bekanntesten ist wohl E10. Ein Kraftstoff, der an allen Tankstellen erhältlich ist und zwischen fünf und zehn Prozent sogenannten Bioethanol enthalten muss. Dieser Anteil wird aus pflanzlichen Rohstoffen gewonnen.
"Es sieht so aus, als würde der Biosprit abgeschafft. Der Anteil an E10 wird über sieben Jahre immer weniger. 2030 soll dann gar nichts mehr drin sein in Sprit und Diesel."
Mit der staatlichen Förderung von Agrokraftsoffen soll es 2030 vorbei sein, wenn es nach Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90 / Die Grünen) geht. Sie hat einen entsprechenden Vorschlag zum Stopp der Fördermaßnahmen in die Ressortabstimmung gegeben.
Das Bundesverkehrsministerium ist aber noch dagegen. Würde Biosprit abgeschafft, fiele die CO2-Bilanz dieses Ressorts nämlich noch schlechter aus als sie jetzt schon ist.
Fragwürdige Klimabilanz
Die Klimabilanz von Biokraftstoff ist tendenziell neutral - sie kann aber ins Negative kippen, wenn der Flächenverbrauch bei der Herstellung berücksichtigt wird. Teilweise werden Wälder gerodet, um auf den Flächen Pflanzen anzubauen, aus denen Biosprit hergestellt wird, etwa beim Anbau von Soja.
Für Raps, der auch in Deutschland wächst, wird viel Fläche benötigt.
Auch der Transport und Anbau an sich, zum Beispiel die Düngung, verschlechtert die Klimabilanz von Biosprit.
Enormer Flächenverbrauch im In- und Ausland
Ohne den Anbau von Biosprit, könnte viele Flächen anderweitig genutzt werden, etwa für den Anbau von essbaren Lebensmitteln. Womöglich sinken dann weltweit die Lebensmittelpreise.
Außerdem sind Biokraftstoffe nicht besonders effizient, sagt Agrarökonom Martin Qaim, der das Zentrum für Entwicklungsforschung an der Uni Bonn leitet. Denn: Würde auf einer Agrarfläche nicht Pflanzen angebaut, die zu Biosprit werden, sondern zum Beispiel eine Photovoltaik-Anlage errichtet, wäre die Energieausbeute bei derselben Fläche um ein Vielfaches größer.