Konsum und ÖkologieBioökonomie heißt konsumieren wie bisher – nur nachhaltig
Alles kaufen, alles essen und um die Welt jetten – ohne die ökologischen Probleme zu verschärfen. Diese Idee steckt hinter der Bioökonomie. So richtig funktionieren kann das eigentlich nicht, findet unsere Reporterin.
Fleisch aus dem Labor und klimaneutrales Kerosin aus nachwachsenden Rohstoffen: Niemand ändert sein Konsumverhalten und die Erderwärmung wird trotzdem gestoppt. Das ist das Versprechen der sogenannten Bioökonomie. Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Tomma Schröder hat sich diesen Wirtschafts- und Forschungszweig genauer angesehen. Er betreffe vor allem die Landwirtschaft, sagt sie. Die Bioökonomie wolle viele Produkte aus erneuerbaren Ressourcen wie Pflanzen, Pilzen oder auch Bakterien herstellen.
"Vielleicht werden wir also in der Zukunft morgens in unsere Klamotten aus Ananas und Brennnesseln schlüpfen, auf Bambusrädern zur Arbeit fahren und dort in der Kantine Fleisch essen, das in der Petrischale produziert wurde."
Die beiden zentralen Ziele der Bioökonomie sind:
- Erneuerbare Ressourcen zu verwenden – und das möglichst effizient oder sogar mehrfach.
- Möglichst keine problematischen Abfälle wie Mikroplastik, Giftstoffe oder auch Treibhausgase in die Umwelt einzubringen.
Der Begriff Bioökonomie geht ursprünglich auf den rumänischen Mathematiker und Ökonomen Nicholas Georgescu-Roegen zurück. Bereits vor rund 50 Jahren vertrat er grob gesagt folgende Ansicht: Wenn wir langfristig auf der Erde leben wollen, müssen wir den Ressourcenverbrauch drastisch senken.
Flächenverbrauch als Problem
Tomma Schröder berichtet, dass sich Erdölprodukte – Paraffine oder Vaseline beispielsweise – bei Kosmetika relativ leicht durch pflanzliche Fette ersetzen ließen. Erdölprodukte im Verkehr und in der Mobilität zu ersetzen, sei weitaus schwieriger.
Treibstoff für Flugzeuge und Autos lasse sich zwar auch aus Raps oder Algen herstellen, der Flächenverbrauch wäre aber gigantisch, wenn erdölbasierte Treibstoffe komplett auf diesem Weg ersetzt werden sollten. Tomma sagt: "Wenn wir alles auf Pflanzenbasis machen würden, dann bräuchten wir dafür mindestens einen weiteren Planeten."
"Um solch ein Bio-Kerosin für alle Flugzeuge auf dieser Welt zu gewinnen, bräuchte man unvorstellbar große Ackerflächen."
Energieintensive Landwirtschaft
Dieser massive Flächenverbrauch durch Monokulturen stünde dem Artenschutz entgegen. Die riesigen Äcker könnten auch nur mit einem hohen Energieaufwand bewirtschaftet werden. Zum Beispiel werden Landmaschinen in der Regel mit Diesel betrieben.
"Viele Experten sagen: Die ganze Bioökonomie bringt uns nicht viel, wenn wir nicht gleichzeitig lernen, bescheidener zu leben."
Ein Ansatz ist, den Verbrauch von Ressourcen oder entstehende Abfälle und Schadstoffe so zu besteuern, dass der Preis steigt. Nachfrage und Verbrauch würden dann effektiv sinken.
Der Nachhaltigkeitswissenschaftler Niko Paech findet, wenn nachhaltiges Verhalten zur sozialen Norm werde, sei das eine weitere Option.
"Wenn in meiner Nachbarschaft alle einen SUV fahren, wird damit sozialer Druck ausgeübt. Wenn umgekehrt in meiner Straße kein Mensch Auto fährt, ergibt sich, dass ich den SUV möglichst schnell wieder abschaffe."