BiologieKaninchen und der Orgasmustest
Evolutionär betrachtet ist der weibliche Orgasmus unverständlich. Mit Kaninchen und einem Medikament ist ein US-Team der Lösung des Rätsels vielleicht ein bisschen näher gekommen.
Ein Team amerikanischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hat sich mit Versuchen an Kaninchen auf die Suche nach dem Grund für den Orgasmus bei Frauen gemacht. Bei den weiblichen Tieren dieser Art wird – wie bei vielen anderen Säugetieren auch – durch Sex ein Eisprung ausgelöst.
Frauen haben hingegen den Eisprung ohne Sex regelmäßig. Ein Orgasmus ist bei der Frau auch keine Voraussetzung für eine Schwangerschaft. Seine Existenz ist unter rein evolutionsbiologischen Aspekten ein Rätsel, an dessen Lösung sich US-Team beteiligen wollte.
Die Forschenden haben mit Kaninchen und dem Medikament Fluoxetin experimentiert, das beim Menschen als Nebenwirkung den Orgasmus unterdrückt. Wie sie im Fachjournal PNAS schreiben, hatten Kaninchen unter diesem Medikament seltener einen Eisprung, trotz Begattung.
Die Forschenden vermuten, dass die Effekte bei Mensch und Kaninchen auf vergleichbare Vorgänge im Gehirn zurückgehen. Wir haben mit der Medizinjournalistin Christina Sartori über die Forschungsergebnisse gesprochen.
Sie grenzt zunächst den Orgasmus des Mannes von dem der Frau ab. Beim Mann hängt der Orgasmus mit dem Samenerguss zusammen – unterstützt also die Fortpflanzung. Der Mann gibt seine Gene weiter. Das ist evolutionär gesehen ein großer Vorteil und rechtfertigt den Aufwand. Denn ein Orgasmus ist bei Mann und Frau eine recht komplexe Angelegenheit – auf hormoneller Ebene und im Nervensystem.
"Bei Frauen hat man diesen Nutzen des Orgasmus bisher nicht entdeckt – Frauen können auch ohne Orgasmus schwanger werden, Kinder bekommen, ihre Gene weitergeben."
An dem Versuch waren insgesamt 12 weibliche Kaninchen und ein männliches beteiligt. Die 12 wurde in zwei Gruppen geteilt. Die eine Gruppe bekam das Anti-Depressionsmedikament Fluoxetin. Das hat die Nebenwirkung, dass es den Orgasmus verhindert. Die anderen Kaninchen in der Kontrollgruppe bekamen das nicht.
Die Kaninchen, die das Antidepressivum bekamen, hatten trotz Begattung weniger Eisprünge, als die anderen Kaninchen. Bei Kaninchen wird der Eisprung durch die Begattung ausgelöst. Im Körper der Tiere werden Hormone freigesetzt, die bewirken, dass Befruchtungs-bereite Eier aus den Eierstöcken freigesetzt werden. Christina Sartori weist darauf hin, dass die Gruppe der Kaninchen relativ klein, die Ergebnisse nicht zwingend auf große Gruppen der Tiere übertragbar sind.
"Das waren nur sehr wenige Kaninchen, an denen das getestet wurde, das macht die Ergebnisse nicht ganz so überzeugend."
Die Forschenden vermuten nun, dass ursprünglich auch der Orgasmus bei Frauen einen Eisprung auslöste. Sie vermuten also den evolutionären Ursprung des weiblichen Orgasmus bei frühen Säugetieren.