BioethanolWie aus altem Brot Alkohol wird
In Deutschlands erster Brotbrennerei wird aus unverkauften Pizzaschnitten, Brötchen oder Plunderteilchen Alkohol destilliert. Der kann in der Industrie weiterverwendet werden.
Viel zu viel Brot wird entsorgt, weil es nicht verkauft werden kann. Laut WWF kommen schätzungsweise 600.000 Tonnen Backwaren jährlich als sogenannte Retouren zum Bäcker zurück. Zum Teil wird aus unverkauftem Brot Tierfutter, teils verwerten die Bäcker ihre Überschüsse neu oder spenden sie an die Tafel. Ein großer Teil wird aber auch entsorgt, das heißt verbrannt.
Die Bäckerei "Webers Backstube" in Friedrichshafen will neue Wege gehen: Gemeinsam mit der Forschungs- und Lehrbrennerei der Universität Hohenheim in Stuttgart wird dort nun aus Brotabfall Alkohol gemacht.
"Das läuft im Grunde nicht anders ab, als würden wir mit dem Getreide beginnen."
In den Backwaren steckt natürlich jede Menge Stärke. Die kann in einem Maischverfahren aufgeschlossen und gespalten werden, erklärt Daniel Einfalt von der Forschungs- und Lehrbrennerei. So erhält man schließlich vergärbaren Zucker, der durch den Einsatz von Hefe zu Alkohol wird.
Nichts soll übrig bleiben
Ziel des Projekts ist es, dass der Bäcker am Ende alles verwerten kann, was nicht verkauft worden ist. Also nicht nur Brot, sondern eben auch Plundergebäck oder Sahnetorten. "Wir wollen ein robustes System entwickeln", sagt Daniel Einfalt, so dass der Bäcker eben nicht jeden Tag neu überlegen muss, ob und was er verwenden kann.
"Wir versuchen ein möglichst resilientes Maischverfahren zu entwickeln, so dass schlussendlich möglicherweise auch andere Bäcker die Möglichkeit haben, auf dieses Verfahren zurückzugreifen."
Aus den alten Backwaren wird in der Brotbrennerei beim Bäcker nun Bioethanol. Dieser Rohalkohol kann in der Industrie weiterverarbeitet und beispielsweise für Biosprit (E10-Kraftstoff) verwendet werden.
Abwärme rückgewinnen und nutzen
Noch lukrativer wäre das Geschäft für den Bäcker, wenn er aus Teilen seines Alkohols Brotschnaps machen würde, den er dann auch selbst verkauft. Denn die Erlöse beim Bioethanol sind derzeit nicht sehr hoch, sagt Daniel Einfalt.
Dennoch kann sich die Destillierung von alten Backwaren auch so bereits lohnen, denn beim Prozess bleibt sehr viel Abwärme übrig: "Und wenn man diese Abwärme noch mit verwerten kann, dann entsteht ein geschlossener Kreislauf", so Daniel Einfalt. "Das heißt, die Abwärme nutzen wir mehr oder weniger kostenfrei und können damit die Destillationsanlage oder den Maischeprozess zum größten Teil mit Energie versorgen."