Vom Shooting in den StallBiobauer Gerd Bayer: "Mein Arbeitsleben als Modefotograf war nicht nachhaltig"
Gerd Bayer arbeitete 15 Jahre lang erfolgreich als Modefotograf, dann kam die Wende. Er begann seine Arbeit kritisch zu sehen und zog Konsequenzen. Seit sechs Jahren betreibt er den elterlichen Hof als Biobetrieb.
Gerd Bayer jettete als Modefotograf von Metropole zu Metropole, von einem Shooting zur nächsten Show. Dann kam die Wende: Ihm ist mehr und mehr klar geworden, dass er durch seine Arbeit einen Konsum gefördert hat, der unserer Welt schadet.
"Mit der Fotografie fördere ich Produkte oder Konsum, der in dem Ausmaß, wie er stattfindet, nicht gut ist."
Nach 15 Jahren Modefotografie betrachtet Gerd Bayer seine Arbeit aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit und kommt zu einer negativen Bilanz. Das bedeute nicht, dass er jetzt Kunst, Design oder Mode nicht mehr gut finde, aber die Entwicklung hin zu einer immer schnelleren und steigenden Produktion, um die Profitgier der Shareholder zu befriedigen, funktioniere nicht.
"Ich denke nachhaltig, ich kaufe nachhaltig ein, aber mein Arbeitsleben fördert genau das Gegenteil."
Er hat den konventionellen Hof seiner Eltern mit Aufzuchtferkeln, Milchkühen und Fleischrindern vor sechs Jahren übernommen und auf bio umgestellt. Zwar bezeichnet er seine Kindheit auf dem Hof als die schönste Zeit seines Lebens, aber für Landwirtschaft hatte er sich nie interessiert und wollte deshalb auch nicht den Hof übernehmen.
"Es war schnell klar, dass ich kein Landwirt werde."
Nachhaltiger Fleischkonsum
Die Nutztierhaltung ist wichtig für die Landwirtschaft und die Kulturlandschaftspflege, sagt Biobauer Gerd Bayer. Deshalb glaubt er auch nicht, dass Rinderzucht in naher Zukunft keine Rolle mehr spiele. Ein Grund für ihn, verstärkt auf Fleischrinder zu setzen.
"Mein Anliegen ist es, den Menschen nicht den Fleischkonsum an sich madigzumachen, sondern den schlechten, damit die Leute sich das bewusst machen und anständiges Fleisch kaufen."
Der ehemalige Modefotograf glaubt, dass der entscheidende Schritt nicht weg vom Fleischkonsum sei, sondern hin zu einem bewussten und kritischen Konsum. Die Menschen sollten darauf achten, wo sie das Fleisch kaufen und woher es stammt. Das sei wichtiger, als Fleischkonsum grundsätzlich gegen Ersatzprodukte ersetzen zu wollen.
Langfristig will Gerd Bayer auf seinen landwirtschaftlichen Flächen für mehr Biodiversität und Artenvielfalt sorgen.
Seinen Umstieg auf die Biolandwirtschaft hat Gerd Bayer in dem Buch "Tausche Kamera gegen Kuh: Warum ich die Modefotografie sein ließ und Biobauer wurde" aufgeschrieben.
Im Gespräch mit Sebastian Sonntag erzählt Gerd Bayer außerdem, wie er eher zufällig zur Modefotografie kam, was einen erfolgreichen Fotografen ausmacht, wie seine erste Zeit in New York war, wie es sich anfühlte, plötzlich wieder im alten Kinderzimmer zu leben, dass der Umstieg auf Biolandwirt nicht leicht war und was in der Landwirtschaftspolitik grundsätzlich schief läuft. Das ganze Gespräch hört ihr, wenn ihr oben auf den Play-Button klickt.