Bilanz des Projekts "Steig um!"Projekt in Hamburg: Es geht auch ohne Auto
Für einen Test der Stadt Hamburg haben sieben Familien drei Monate lang komplett auf ihr Auto verzichtet. Dadurch waren sie auf Alternativen wie Carsharing oder Bus und Bahn angewiesen. Das Ergebnis: Fünf Familien wollen ihr Auto abschaffen.
Die Hamburger Umweltbehörde hat vor gut drei Monaten die Aktion "Steig um!" gestartet. Sie hat es sieben Teilnehmern ermöglicht, kostenlos alle alternativen Mobilitätsangebote in Hamburg zu nutzen. 400 Euro gab es pro Haushalt, und damit konnten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sowohl das Bus-, S- und U-Bahnnetz des Hamburger Verkehrsverbundes nutzen, als auch sämtliche Carsharing- und Ride-Sharing-Dienste, Taxiunternehmen, Elektroroller sowie Leihfahrräder.
Fünf von sieben wollen ihr Auto abschaffen
Am Ende wollten fünf von sieben Haushalten das Auto abschaffen. Andrea Busch zum Beispiel. Sie hatte - wie allen anderen auch - ihr Auto für drei Monate in die Tiefgarage der Umweltbehörde gestellt. So kam sie gar nicht erst in Versuchung, es doch einmal heimlich zu nutzen. Die Trennung fällt ihr schwer, denn sie mochte ihren schwarzen, sportlichen Zweisitzer - ein Cabrio - sehr. Sie mochte das Gefühl, mit offenem Verdeck über die Autobahn zu fahren. Sie mache es der Umwelt zuliebe.
"Das Auto abzugeben, fällt mir schwer. Aber wir müssen etwas tun, und das muss auch manchmal wehtun, denke ich. Auch im privaten Bereich."
Auch Julia Reiß will nach dem "Steig um!"-Versuch ihr Auto abgeben. Auch ihr fällt es schwer - allerdings hatte der alte Clio ihrer Großmutter eh ein Leck. Eine Entscheidung stand an. Jetzt wird es aber kein neues Auto - und auch keine teure Reparatur. Stattdessen setzt sie auf öffentliche Nahverkehrs- und Sharing-Angebote.
"In Hamburg-Altona, mit all den Alternativ-Angeboten vor der Haustür, ist ein Leben ohne eigenes Auto gut machbar."
Julia Reiß sagt: Wo sie ohne Auto umdenken müsse, seien spontane Wege von A nach B. Da bräuchte sie oft eine halbe Stunde länger. Mit ihrem Zeitbudget ist das aber vereinbar, sagt sie.
Wer weiter draußen wohnt, hat Probleme ohne Auto
Anders sieht das bei Familie Jünemann aus. Mutter Kathrin hatte von dem Angebot "Steig um!" gelesen und ihrem Mann Alexander gesagt: Da machen wir mit. Er hatte gar keine Wahl, hatte aber schon im Vorfeld Bedenken. Zur Familie gehört Tochter Natalie, die dienstags immer zum Reiten muss. Abholen und Hinbringen sei schwierig - und ohne eigenes Auto sei es kaum zu schaffen gewesen, bilanziert Alexander.
"Ich war skeptisch. Der Dienstag ist eh schon eng. Und durch das fehlende Auto dann noch viel enger."
Familie Jünemann lebt nicht mitten in der Stadt, sondern am Stadtrand. Für Alexander ist es nicht vorstellbar, auf das eigene Auto zu verzichten. Seine Frau könnte sich damit anfreunden, sagt sie.
Ergebnisse werden ausgewertet und zu Leitfaden formuliert
Mit dem Ergebnis, dass fünf von sieben Teilnehmern auf ihr Auto verzichten wollen, ist die Hamburger Umweltbehörde zufrieden. Die Erfahrungsberichte der Teilnehmerinnen werden jetzt ausgewertet. Zum einen entstehen daraus Tipps - eine Art Leitfaden - für Menschen, die mit dem Gedanken spielen, das Auto abzuschaffen. Zum anderen will die Umweltbehörde den Sharing-Anbietern und dem Hamburger Verkehrsverbund Rückmeldungen geben, wo noch Bedarf besteht und Lücken im bisherigen Angebot sind.
Ziel ist es, die Zahl der Autos und damit den CO2-Ausstoß in Hamburg zu reduzieren. Derzeit sind auf 1,8 Millionen Einwohner 800.000 Autos angemeldet.