BiodiversitätBalkone so bepflanzen, dass sie insektenfreundlich sind

Selbst als bienenfreundlich gekennzeichnete Pflanzen aus dem Gartencenter sind unter Umständen nur bedingt für Insekten geeignet. Wie wir Balkone, Blumenkästen und Gärten bepflanzen können, um für mehr Biodiversität zu sorgen.

Viele Insektenarten sind sehr spezialisiert, wenn es um ihre Ernährung geht. Je nach Art nutzen sie nur die Blüten bestimmter Pflanzen. Das kann anatomische Gründe haben, weil beispielsweise Blütenkelche sehr eng sein können und das entsprechende Insekt einen langen Rüssel benötigt, um an die Pollen zu gelangen.

Manche Insekten benötigen Pollen mit einem bestimmten Proteingehalt, den ihnen nur eine einzige Pflanzenart liefern kann.

"Weil sich einfach im Lauf der Evolution das alles wie so ein Schlüssel zum Schlüssel-Schloss-Prinzip miteinander entwickelt hat, die Pflanzen und die Tiere."
Eva Distler, Biologin und Naturgarten-Planerin

Die Glockenblumen-Scherenbiene fliegt Glockenblumen an, die Hahnenfuß-Scherenbiene sättigt sich am Hahnenfuß. Schmetterlinge hingegen ernähren sich gerne von Flockenblumen oder Kartäusernelken. An den Nektar dieser Blüten kann nicht jedes Insekt gelangen. Dem Zitronenfalter gelingt es, weil er den passenden Rüssel hat.

Biodiversität fördern – Blumensamen gezielt auswählen

Auch der Skabiosen-Schneckenfalter fliegt die Kartäusernelken an und er ist viel seltener als der Zitronenfalter. Der Skabiosen-Schneckenfalter steht auf der Roten Liste der stark gefährdeten Arten in Deutschland. Und genau aus diesem Grund können Hobbygärtnerinnen ihn gezielt bei der Nahrungssuche unterstützen, indem sie die Blumensamen gezielt auswählen. Damit kann die Biodiversität unterstützt werden.

"Da geht es um den Pollen, mit denen die Bienen ihren Nachwuchs ernähren. Und das ist die Grundlage dafür, dass die nächste Generation an Bienen entstehen können."
Eva Distler, Biologin und Naturgarten-Planerin

Welche Schmetterlingsarten wo vorkommen und welche davon gefährdet sind, das haben Biologen und Biologinnen von der Uni Leipzig erforscht und die App "Conservation Gardening" herausgebracht.

In der App kann man nach Bundesländern suchen und nach besonders gefährdeten Arten. Zu den Informationen, die die App bereitstellt, zählen auch die Licht- und Bodenverhältnisse, die eine bestimmte Pflanze benötigt, sowie Daten darüber, von welchen Insekten sie genutzt wird.

Auf der App "Conservation Gardening" finden Hobbygärtner zu vielen Pflanzen auch eine Gärtnerei oder einen Shop, der die entsprechenden Samen für bestimmte Pflanzen vertreibt. Auch die Webseite Tausend Gärten der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft hilft bei der Suche mit der sogenannten "Grünen Landkarte".

Jeder Quadratmeter zählt

Wenn die Insekten auf Balkonen oder in einem Blumenkasten Pollen und Nektar finden, wird ihre Population gestärkt. Dadurch wird in Wechselwirkung auch die Pflanzenvielfalt unterstützt. Aus diesem Grund trägt jede Pflanze, die bewusst gewählt und ausgesät wird, zur Biodiversität bei.

"Jeder Quadratmeter zählt, jeder Blumentopf zählt und natürlich auch jede größere Wiese in der Stadt, die nur noch zweimal im Jahr gemäht wird."
Eva Distler, Biologin und Naturgarten-Planerin