TrennungBeziehungsende: Wenn wir Träume alleine durchziehen
Nachdem sich Johanna nach zwei Jahren Vanlife von ihrem damaligen Freund getrennt hatte, reiste sie mit dem Wagen alleine weiter. Ob es guttun kann, ehemals gemeinsame Träume alleine weiterzuverfolgen, erklärt Psychologin Maike Daffinger.
Sie hatten sich zusammen einen Van gekauft und sind losgereist. Zwei Jahre ging das so. Dann trennten sich Johanna und ihr damaliger Freund, die Ziele waren zu unterschiedlich geworden. Er wollte eine Familie gründen. Sie fühlte sich mit ihren 21 Jahren noch nicht soweit.
Geht es um den Partner oder um mich selbst?
Zuerst überlegte ich zurück nach Deutschland zu gehen und mir einen festen Job zu suchen, sagt Johanna. Doch eigentlich war es nicht das, was sie wollte. Also fasste Johanna eine für sie mutige Entscheidung. Sie einigte sich mit ihrem Ex, dass sie den Van übernehmen würde, und beschloss alleine weiterzureisen.
"Und dann habe ich entschieden: Okay, ich setze mich jetzt mit schweißnassen Händen und Herzklopfen hinters Lenkrad und fahre nach Frankreich."
Anderthalb Jahre ist die Trennung jetzt her, seitdem reist Johanna alleine durch die Welt. Naja, so ganz alleine ist sie eh nie, korrigiert sie, denn zusammen mit ihr reist ihre Hündin Nola. Dennoch hat sich Johanna in all der Zeit mit dem Alleinsein auseinandergesetzt.
"Ich genieße das total, alleine unterwegs zu sein. Ich genieße, dass ich mein Leben selbst in der Hand habe."
Herausfinden, wer wir ohne den Partner oder die Partnerin sind
Vielleicht lebt Johanna den ehemals mit ihrem Ex gemeinsamen ausgeklügelten Plan auch deswegen alleine weiter, weil die Idee vom Reisen eigentlich schon immer Johannas Traum war. Sind die mit meinem Partner formulierten Ziele und Träume wirklich nur gemeinsame Träume gewesen oder war etwas davon schon immer mein Traum? Diese Dinge nach einer Trennung für sich herauszufinden, dazu rät auch Diplom-Psychologin Maike Daffinger.
"Es wäre schade, wenn ich Lebensziele aufgebe, die eigentlich total in mir verankert sind, nur weil ich sie nicht mehr mit meinem Partner teilen kann."
Dafür sollte man sich wirklich Zeit nehmen, sagt die Psychologin. Genauso wie für den Trauer- und Abschiedsprozess, der nach einer Trennung folgt. Es sei nicht unbedingt ratsam, zum Beispiel ein ursprünglich gemeinsames Vorhaben auf Biegen und Brechen umzusetzen, wenn man sich noch in der Schock- oder Trauerphase kurz nach der Trennung befindet.
Das Vorhaben anzugehen, wenn man sich bereit dazu fühlt, kann aber durchaus sinnvoll sein. Denn spätestens dann finde man heraus, ob es wirklich das ist, was man nicht nur mit dem Partner machen wollte, sondern was auch für einen selbst wichtig und richtig ist.
"Was aus der Beziehung lasse ich guten Herzens zurück? Was nehme ich vielleicht auch ein bisschen mit?"
Johanna, die selbst lange von sich geglaubt hat, einen großen Traum nur mit einem Mann an ihrer Seite verwirklichen zu können, formuliert es noch direkter und wendet sich dabei vor allem an Frauen: "Mädels, nehmt euer Leben in die Hand und lebt eure Träume. Wenn ein Partner dabei ist, ist das fantastisch, aber wartet nicht auf ihn."