LiebeWie weit wir für den anderen gehen

Wer sich liebt, schmiedet gern gemeinsame Zukunftspläne. Was aber, wenn es einem in der Beziehung plötzlich gesundheitlich schlecht geht? In der Ab 21 sprechen wir über Krankheit in der Partnerschaft.

Valentins Freundin hat sich nach einer stressigen Zeit gesundheitlich sehr angeschlagen gefühlt. Vor Schwäche konnte sie sich kaum noch bewegen. Erst Monate später erhält sie die Diagnose: Herzbeutel- und anschließende Herzmuskelentzündung. Seither hat sich die Situation von Valentins Freundin trotz verordneter Ruhephasen nur etwas gebessert.

Weil seine Freundin nicht einmal kurze Strecken gehen kann, muss Valentin jetzt den ganzen Alltag für die beiden managen. Im Gespräch erzählt er uns, wie es ihm damit geht: "Irgendwann sind wir an den Punkt gekommen, wo ich gesagt hab, dass ich eine Pause brauche."

Es braucht auch Hilfe für Helfer

Von Mitleid und Gereiztheit bis hin zur Hilflosigkeit: Linda Mitterweger ist Psychologin und Paartherapeutin. Sie erklärt uns, wie wir emotional und aktiv mit der Krankheit des Partners umgehen können.

"Es ist ganz wichtig, gut für sich selbst zu sorgen. Sodass auch der Helfer sich Hilfe suchen darf, damit er das nicht alles alleine meistern muss."
Linda Mitterweger, Psychologin und Paartherapeutin

Wissenswertes zur Krankheit in der Partnerschaft

  • Interessensverlust, Antriebsmangel und fehlende Freude: Leidet ein Partner unter einer psychischen Erkrankung, kann das Auswirkungen auf die Qualität von Gesprächen und dem Sexualleben in der Partnerschaft haben.
  • Eine Studie für den Deutschland Barometer Depression 2018 erklärte, dass die Hälfte aller Beziehung zerbricht, wenn ein Partner eine Depression hat. Vor allem Wissenslücken bei Angehörigen führen zu Unverständnis und Fehlinterpretationen über das Verhalten der Erkrankten.
  • Gut zu wissen: Wenn einer erkrankt, wird die Liebe nicht unbedingt weniger. "Sie ist anders geworden. Sie ist quantitativ überhaupt nicht kleiner, sie ist qualitativ eine andere", sagt die Psychotherapeutin Martina Rosenbaum, deren Mann an Demenz erkrankt ist. War die Beziehung früher von einem gegenseitigen Geben und Nehmen geprägt, äußert sich die Liebe nun im Aspekt der Fürsorge.
  • Übrigens: Eine Partnerschaft kann chronische Schmerzen im Positiven wie im Negativen beeinflussen. Darum rät die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V Betroffenen keine Forderungen ("Du musst dich mehr mit meiner Krankheit beschäftigen") an den gesunden Partner zu stellen oder diesem Vorwürfe ("Du hast überhaupt kein Verständnis für mich") zu machen. Lieber kommunizieren und dem anderen erklären, was uns genau fehlt.
  • Für den Gesunden gilt, auch wenn es gut gemeint ist, lieber Nachfragen anstatt ungefragt Ratschläge erteilen. Auch wenn wir unsere Liebsten nur unterstützen wollen - zu viel Hilfe kann erdrücken oder den Partner sogar überfordern. Deshalb den anderen fragen, was er oder sie sich im Umgang mit der eigenen Krankheit wünscht. Stichwort: Respekt und Selbstbestimmung.

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