WHO-StudieDeutsche sind träger als Finnen
Mit dem Aufzug, E-Scooter oder Auto fahren statt zu Fuß gehen, ist bequem, aber nicht gut für unsere Gesundheit. Die Weltgesundheitsorganisation hat jedenfalls in ihrer Studie festgestellt, dass die Finnen weitaus bewegungsfreudiger sind als wir.
Millionen von Menschen weltweit bewegen sich nicht ausreichend, so das Ergebnis einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Laut Studie leben Bewegungsmuffel vor allem in reichen Ländern – wie Deutschland. Sehr gut im Bewegungsranking schneiden hingegen die Finnen und Finninnen ab.
40 Prozent der Deutschen bewegen sich zu wenig
Laut Studie sind in Deutschland mehr als 40 Prozent der Erwachsenen – bei Kindern ist die Zahl doppelt so hoch - nicht aktiv genug. Einer der Gründe für unsere Bequemlichkeit ist die überall verfügbare Unterhaltungselektronik, meint Mathias Bellinghausen, Vorstand der Gesellschaft für Prävention. Das sei ein "sitzender Lifestyle", so das Robert-Koch-Institut.
"Wenn wir vor 20 bis 30 Jahren unsere Lieblingsserie geschaut haben, mussten wir eine Woche auf die nächste Folge warten. Heute ist es so, dass ich viele Folgen on demand hintereinander schauen kann."
Selbst beim Zähneputzen nutzen wir die elektrische Bürste statt die eigene Muskelkraft. Schädlich ist aber vor allem unsere Freizeitaktivität Binge Watching - eine Serie in einem durch reinziehen und dabei auf dem Sofa abhängen. Bei vielen beschränke sich die Fortbewegung auf ein Minimum, wenn jeder Weg mit einem elektrischen oder motorisierten Hilfsmittel erledigt wird.
Erkrankungen durch Bewegungsmangel belasten Gesundheitswesen
Das Problem: Unser Körper leidet unter dem Bewegungsmangel. Die Folge sind Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs. Diese Erkrankungen wiederum belasten das Gesundheitswesen und verursachen Kosten für die Allgemeinheit, sagt Fiona Bull von der WHO. Sie rechnet damit, dass diese Erkrankungen wegen Bewegungsmangel 300 Milliarden Dollar bis 2030 kosten werden.
"Die Behandlung der wegen Bewegungsmangel erkrankten Menschen wird weltweit bis 2030 300 Milliarden Dollar kosten. Mit diesem Geld könnte man zum Beispiel 100 Millionen Ärztinnen und Ärzte ausbilden."
Mathias Bellinghausen empfiehlt daher, Bewegung in den Alltag zu integrieren. Er sagt, dass nicht jede*r täglich zehn Kilometer joggen muss. Ein Anfang sei es schon, wenn wir zum Beispiel zur Kaffeemaschine am anderen Ende des Büros laufen. Ein weiterer Tipp, den wir leicht umsetzen können, ist, dass wir eine Station früher aus der Bahn aussteigen und den Rest zu Fuß gehen.
Außerdem sollten wir langes Sitzen immer wieder unterbrechen, denn "egal, wie langsam du läufst, du überholst noch jeden, der auf dem Sofa sitzt", sagt Mathias Bellinghausen.
Putzen gegen Krankheit
Die WHO-Expertin Joanna Wilhelmsen erklärt, dass Bewegung nicht nur Sport und Training bedeuten muss: Zu Fuß gehen, mit dem Fahrrad fahren und sogar Hausarbeit können dazu beitragen, Krankheiten vorzubeugen.
Alle, die jetzt motiviert sind, mit Sport anzufangen, sollten sich nicht frustrieren lassen: Am Anfang ist es mega anstrengend, weil der Körper die Belastung nicht gewohnt ist. Es kann auch sein, dass manche sich in dieser Anfangsphase körperlich total fertig fühlen. Das liegt laut dem Gesundheitsexperten
daran, dass der Körper damit beschäftigt ist, Giftstoffe aus den Fettzellen abzubauen. Deshalb sei das eigentlich ein gutes Zeichen.
Sportmachen sozial nicht anerkannt
Dass wir uns in Deutschland vergleichsweise schwer mit dem Sport tun, hat laut Mathias Bellinghausen einen Grund: In Deutschland sei Sportmachen einfach weniger sozial anerkannt, das sei in Skandinavien anders. Dort würde man zum Beispiel sagen: "Ich muss mein Meeting abbrechen, weil ich jetzt zum Sport gehe." In Deutschland wäre es genau anders herum: "Ich muss meinen Sport absagen, weil ich noch ein Meeting habe."