BettelmafiaEin Teil organisierter Kriminalität

Viele Menschen sind verunsichert: Ist der Bettler, der uns auf der Straße um Kleingeld bittet, wirklich hilfsbedürftig? Oder arbeitet er für die Bettelmafia? Gibt es eine solche Organisation wirklich? Ja, sagt unser Reporter Olaf Sundermeyer, viele Kinder und Jugendliche würden dafür von ihrem Clan missbraucht.

Psychologen haben herausgefunden, wovon es abhängt, wann wir Obdachlosen und Bettlern etwas spenden und wann nicht. Darüber haben wir berichtet und den Artikel auch auf Facebook gepostet. In den Kommentaren haben viele ihren Ärger aber über ein anderes Thema abgelassen: 

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Ja, die Bettelmafia gibt es, das bestätigt auch unser Reporter Olaf Sundermeyer, der zu dem Thema länger recherchiert und darüber im Juli 2016 im Polit-Magazin Kontraste des rbb und im April 2017 auf Spiegel Online berichtet hat. Die Bettelmafia sei Teil der Struktur organisierter Kriminalität von Romaclans, die europaweit agieren und sich auf einzelne Delikte spezialisieren.

"Da gibt es Leute, die machen nur Taschendiebstahl, Leute, die machen Wohnungseinbrüche, Leute, die machen Buntmetalldiebstahl und dann gibt es Leute, die werden organisiert zum Betteln geschickt."
Olaf Sundermeyer, Deutschlandfunk Nova

In Europa leben Hunderttausende Roma, die permanent hin- und herziehen und sich für gewisse Zeiten in einzelnen Großstädten aufhalten würden. Jedes einzelne Mitglied dieser Clans müsse im Prinzip dazu beitragen, den Wohlstand der Familie zu nähren, sagt Olaf. Wer nicht zum Dieb oder Einbrecher geeignet ist, der gehe eben betteln. In Berlin beispielsweise schlafen die Clanmitglieder im Sommer in Parks oder in Kleintransportern:

"Die werden dann morgens zum Betteln geschickt in der ganzen Stadt und zwar dort, wo etwas zu holen ist."
Olaf Sundermeyer, Deutschlandfunk Nova

Unter den Clanmitgliedern würden die Reviere abgesprochen, abends dann treffe man sich wieder an den Schlafstätten zum Kassensturz, sagt Olaf. Und so sei es auch in anderen Städten gängige Praxis. Das Betteln an sich sei aber nicht strafbar. "Die Straftat, die passiert, ist, dass Leute missbraucht werden", so unser Reporter:

Die Bettler, die Kinder, die Jugendlichen werden von ihren Clans missbraucht. Da findet auch eine Art organisierter Menschenhandel statt. Aber wo kein Kläger, da auch kein Richter."
Olaf Sundermeyer, Deutschlandfunk Nova

Seit 2014 gibt es auch für Rumänen und Bulgaren die Freizügigkeit in der Europäischen Union. Deutsche Kommunen können ordnungsrechtlich nur dann gegen Bettler vorgehen, wenn sie den Missbrauch der Freizügigkeit wegen gewerbsmäßiger Bettelei nachweisen können. Doch das sei äußerst schwierig, sagt Olaf.