Betrug mit Fake-FoodÜberhaupt keine Olive im Olivenöl
Falsches Olivenöl war ihr Geschäftsmodell. Jetzt ist eine größere Fälscherbande aufgeflogen. Der Journalist Ernst-Ludwig von Aster erklärt, warum der Trick so gut funktioniert – und wie.
Wer eingefärbtes Sonnenblumen- oder Sojaöl als Olivenöl verkauft, kann eine Menge Geld verdienen: Wegen Lebensmittelbetrugs wurden in Italien und Deutschland Haftbefehle gegen 24 Männer erlassen – insgesamt habe man rund 150.000 Liter Öl beschlagnahmt. Die Staatsanwaltschaft wirft den Männern Bildung einer kriminellen Vereinigung, illegalen Handel und Fälschung von Lebensmitteln vor. Die Ermittler nehmen an, dass sie jährlich acht Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet haben.
Ernst-Ludwig von Aster ist Journalist und kennt sich mit Lebensmittelbetrug aus. Das große Geschäft mit dem Olivenöl überrascht ihn nicht. Er sagt, dass immer wieder Fälschungen beim Olivenöl entdeckt werden. Mal wird Olivenöl aus der EU mit außereuropäischen Ölen verschnitten, mal wird beim Pressverfahren geschummelt. Der jetzige Fall ist für Ernst-Ludwig von Aster eine besonders dreiste und sehr gut organisierte Betrügerei, weil in dem Öl keinerlei Olivenöl enthalten war. Immerhin sei die Fälschung in diesem Fall wohl nicht giftig.
Chlorophyll für die Farbe, Pfeffer für den Geschmack
Ernst-Ludwig von Aster erinnert daran, wie Verbraucherschützer vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit im Jahr 2017 Olivenöl fälschten. Sie verwendeten Sonnenblumenöl, färbten es mit Chlorophyll aus Spinat und würzten es mit Pfeffer und Wasabipaste. Die Gewinnspanne, die Betrüger mit falschem Olivenöl erzielen können, ist groß.
"Die Herstellung des Liters Sonnenblumen kostet einen Euro, im Laden landet das für sieben bis acht Euro. Das ist eine Wahnsinnsmarge."
Bei einer Blindverkostung auf der grünen Woche lobten Tester das Panschprodukt. In der Herstellung kostete es rund einen Euro. Ein realistischer Verkaufspreis als Olivenöl wären etwa sieben Euro gewesen. Das Amt prognostizierte den Lebensmittelfäschern Gewinne wie im Drogenhandel.
Viele Fälschungen, wenige Kontrollen
Eigentlich lässt sich bestimmten Verfahren den Fälschungen leicht auf die Spur kommen: Mit einer Erbgutanalyse können die Sorte und die Spezies bestimmt werden, mit sogenannten Isotopenvergleichen die Herkunft. Allerdings sind die Kontrollbehörden hoffnungslos unterbesetzt, sagt Ernst-Ludwig von Aster. Die Vergleichsdaten sind auf unterschiedliche Länderbehörden verteilt, an der Bündelung der Daten wird allerdings gearbeitet.
"Wenn man erstmal anfängt zu gucken, dann findet man auch wieder was. Anfang Juni wird es neue Meldungen zu neuen Fake-Produkten geben."
Nach Angaben der EU-Kommission steht Olivenöl unangefochten auf Platz eins der gefälschten Nahrungsmittel, dann folgen Fisch und Biolebensmittel – insbesondere Honig, Kaffee und Tee.
Ernst-Ludwig von Aster ist überzeugt, dass Qualität eben ihren Preis hat. Das gilt für den Handel und in Restaurants. Ein Beispiel, das Wissenschaftler vom Max-Rubner-Institut getestet haben: Wenn in einem Fischrestaurant Seezungenfilet zu einem sehr günstigen Preis angeboten werde, dann könne man in 50 Prozent der Fälle davon ausgehen, dass es ein billiger Pangasius sei.