Bestatter Eric WredeSich trauen, zu trauern
Stirbt ein Mensch, scheint häufig die Auswahl des Sarges wichtiger als die Erinnerung. Trauer und Beerdigungen sind in Deutschland stark formalisiert. Eric Wrede will das ändern.
Die menschliche Seele wiegt durchschnittlich 21 Gramm. Das hat der amerikanische Arzt Duncan MacDougall – na ja, sagen wir mal versucht - zu zeigen. Er hat Anfang des 20. Jahrhunderts folgende Untersuchung durchgeführt: Er hat Menschen vor und nach dem Tod gemessen und einen Gewichtsunterschied zwischen 8 und 35 Gramm festgestellt. Dabei handelte es sich um gerade einmal sechs Verstorbene, die MacDougall wie auch immer gemessen hatte. Er mittelte kurzerhand die Ergebnisse und landete so bei einem Durchschnitt von 21 Gramm. Das musste seiner Meinung nach das materielle Äquivalent der Seele sein.
"Ich versuche solche Begriffe wie Seele zu vermeiden."
Begriffe wie "Seele" benutzt Eric Wrede nicht gern. Er ist Bestatter in Berlin und will die Trauer- und Bestattungskultur in Deutschland verändern - weg von Eichensärgen und immer gleichen Floskeln.
"Bis ich Bestatter geworden bin, hatte ich keinen großen persönlichen Trauerfall."
Eric war eigentlich in der Musikbranche tätig, verdiente gutes Geld – und war trotzdem auf der Suche. Bis er ein Interview mit dem Trauer-Pionier Fritz Roth hörte. "Das war ein Erweckungserlebnis", sagt Eric. Dabei ist er gar nicht religiös.
Roth hatte unter anderem ab den 80er Jahren Beerdigungen freier und individueller gestaltet. Also wurde Eric Trauerbegleiter und Bestatter. Aber eben nach Roths Vorbild, anders als andere. Individueller, angemessener, weniger formalisiert: "Im Normalfall sind die Angehörigen ein bis zwei Stunden beim Bestatter, dann ist alles geregelt. Und dann sieht man sich auf dem Friedhof wieder." Genau das reicht Eric nicht.
"Bei einer guten Trauerfeier teilen wir alle ein Gefühl."
In Eine Stunde Talk erzählt Eric, wie er Menschen begleitet, was er für seine eigene Beerdigung geplant hat, und warum er schon mal eine Urne wieder ausgegraben hat.
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