Dinge merken mit der Loci-MethodeMit sechs Wochen Training zum optimierten Gehirn
Ihr wollt ein besseres Gedächtnis? Dafür müsst ihr keine Genies sein, das könnt ihr auch trainieren! Wenn wir uns Gegenstände in einer vertrauten Umgebung vorstellen, hilft uns das, Namen, Zahlen oder auch große Datenmengen auswendig zu lernen, sagt ein Forschungsteam aus Wien und dem niederländischen Radboud. Sechs Wochen Training sollen schon reichen.
Der Weg zum Supermarkt, zur Arbeit oder zum Klo als Trainingsparcours fürs Hirn? Genau! Das jedenfalls schlagen Forschende um die Wiener Psychologin Isabella Wagner vor. Sie haben eine Methode untersucht, mit der wir in nur sechs Wochen unsere Gedächtnisleistung effektiv steigern können.
Dinge gedanklich in eine gewohnte Umgebung platzieren
Und so funktioniert es: Nehmt zum Beispiel eure Einkaufsliste – etwa Baguette, Ketchup, Milch und Co – und stellt euch die einzelnen Produkte auf dem üblichen Weg zur eurem Supermarkt vor. Das Baguette steckt ihr etwa gedanklich zum Beispiel in den Briefkasten, die Ketchup-Flasche stellt ihr euch auf dem Auto vom Nachbarn vor, und eure fiktive Milch steht auf der Treppe eures Lieblings-Spätis. Im Supermarkt angekommen stellt ihr euch den Weg dahin dann noch mal vor – und "seht" dann all das, was ihr einkaufen müsst.
Abgeguckt haben die Forschenden sich diese sogenannte Loci-Methode übrigens bei Gedächtnismeisterinnen und -meistern. Die trainieren damit wiederholt. Die Untersuchung zeigt aber nun, dass schon rund 30 Minuten Übung täglich sechs Wochen lang ausreichen, um die Gedächtnisleistung auch von Menschen ohne überdurchschnittlichen IQ zu verbessern.
Eine Landkarte im Kopf
Die Methode funktioniert aus mehreren Gründen, erklärt der Neurowissenschaftler Henning Beck. Zum einen kennt ihr den Weg, habt also quasi eine mentale Landkarte dafür im Kopf. Das macht es dem Gehirn leicht, weil ihr damit auf der vorhandenen geistigen Landkarte sozusagen einfach Kreuzchen einzeichnet.
"Entscheidend ist: Das Gehirn aktiviert dafür mehr Regionen als einfach nur das Abspeichern."
Entscheidend vor allem ist aber, so Henning Beck, dass mit der Methode nicht eine, sondern viele Regionen des Gehirns aktiviert werden: Nicht nur das Areal, das fürs Abspeichern zuständig ist, wird gefordert, sondern auch zum Beispiel die für Bildverarbeitung, räumliche Struktur und Wortbedeutung. Das macht dann das Abrufen im Nachhinein einfacher, so Henning Beck.
"Das Gehirn passt sich recht schnell an - innerhalb von wenigen Wochen."
Die Forschenden haben ebenfalls herausgefunden, dass das Gehirn nach sechs Wochen mit entsprechendem Training energiesparender arbeitet. Je besser die Erinnerungsleistung bei den Probanden und Probandinnen wurde, desto stärker verringerte sich ihre Gehirnaktivität. Das Gehirn kann sich Dinge leichter und auch länger merken, so der Neurowissenschaftler.
Allerdings: Ihr müsst auch dran bleiben, sagt Henning Beck. Wenn ihr eure grauen Zellen nicht benutzt, gehen sie ein. Und auch die Effekte eines solchen Trainings gehen eben verloren, wenn ihr nicht langfristig dran bleibt. Aber: Das Gehirn kommt dann auch schneller in Schwung, ergänzt er. Wenn ihr so eine Technik erst mal drauf habt, dann könnt ihr später drauf aufbauen und habt dann auch wieder schnellere Erfolge.
"Im Gehirn gilt: Use it or loose it!"
Wenn ihr diese Methode ein ganzes Jahr lang anwendet, dann gibt es sogar richtige strukturelle Veränderungen im Gehirn, sagt Henning Beck: Dann bilden sich neue Nervenbahnen aus zwischen Hirnregionen, die kurzfristige Erinnerung organisieren, und etwa jenen, die für Bildverarbeitung zuständig sind. Das lässt sich bei Gedächtnisprofis nachweisen.