BerufslebenWie viel Mathe wir können sollten
Wie wichtig ist Mathe? Das oft verpönte Schulfach brauchen nicht nur Investmentbanker, sondern wir alle, hat der britische Premierminister Rishi Sunak gesagt. Schlechte Mathekenntnisse würden der Wirtschaft schaden. Wir brauchen Mathe aber auch ganz oft im Alltag.
"Wenn unsere Wirtschaft wachsen soll, können wir uns schlechte Mathekenntnisse schlicht nicht erlauben."
Millionen Britinnen und Briten seien zu schwach in Mathe - das kostet die britische Wirtschaft laut Rishi Sunak viele Milliarden Pfund im Jahr. Außerdem sei die Wahrscheinlichkeit, arbeitslos zu werden, doppelt so hoch.
Mathe sei in sehr vielen Berufen wichtig, nicht nur im BWL- oder Wirtschaftsbereich. Sunak hat konkret die Kreativindustrie genannt. Um zum Beispiel Filme zu machen, brauche man Mathe: Für visuelle Effekte müsse man wissen, was Vektoren und Metriken sind. Ohne Geometriekenntnisse könne man kein Setdesign entwerfen. Und um eine Produktionsfirma zu leiten, müsse man gute finanzielle Kenntnisse besitzen.
Kein rein britisches Problem
Das Matheproblem ist nicht nur ein britisches. Blicken wir nach Deutschland: Dass die Mathekenntnisse sinken, beginnt schon in der Grundschule. Offenbar hat das Schulfach Mathematik nach wie vor kein gutes Image.
Und es geht weiter: Die Wirtschaft sucht händeringend nach Fachleuten - doch es gibt in Deutschland insgesamt zu wenige Menschen, die sich für ein Studium der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) entscheiden. Beobachter*innen sehen die Innovationskraft des Landes gefährdet. Dabei sind die Jobperspektiven für Absolvent*innen der MINT-Fächer eigentlich sehr gut.
Wahrscheinlich sagen jetzt einige von euch: Natürlich gibt es Berufe, bei denen ich kein - oder zumindest kaum - Mathe brauche. Vielleicht möchte ich ja gar keine Produktionsfirma leiten.
In vielen Lebensbereichen ist Mathe essentiell
Die Mathe-Frage sei aber gar nicht nur eine Frage des Berufs, sondern des Alltags, sagt der Statistikexperte Bernd Süssmuth, Leiter des Instituts für Empirische Wirtschaftsforschung an der Uni Leipzig. Mathe sei einfach in extrem vielen Lebensbereichen essentiell, zum Beispiel bei den Themen Kredit oder Rente.
"Wenn ich eine Hypothek aufnehme oder mich verschulde: Mit wie viel muss ich dann zum Zeitpunkt der Kreditrückzahlung rechnen? Oder nach Jahren, die ich eingezahlt habe in die Rentenkasse: Wieviel bekomme ich denn dann eigentlich?"
Auch, wenn ihr euch mit Sportwetten versucht – ohne die Auseinandersetzung mit Wahrscheinlichkeiten ist das keine gute Idee. Offensichtlich gibt es aber durchaus Menschen, die ein Problem mit Mathe haben und schon beim Begriff "Dreisatz" etwa Schnappatmung kriegen.
Nachrichten lesen, Podcasts hören
Für die hat Bernd Süssmuth einen sehr einfach umsetzbaren Tipp, um die Mathebauchschmerzen vielleicht ein bisschen abzumildern. Denn alleine schon, wenn ihr Nachrichten lest und Podcasts hört, kommt ihr um Mathematik gar nicht herum und seid mehr oder weniger gezwungen, die Grundzusammenhänge zu recherchieren.
"Wenn es denn einen positiven Nebeneffekt der Pandemie gab, dann den, dass sich ganz große Teile der Bevölkerung mit 'gleitenden Durchschnitten' befasst haben - also mit den Corona-Inzidenzraten."
Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren, Prozentrechnung… diese Mathebasics seien wichtig - und würden auch durch unser Bildungssystem vermittelt.
Vermitteln und Lust darauf machen bzw. haben sind aber natürlich zwei verschiedene Baustellen. Unsere Reporterin Celine Wegert hätte sich zum Beispiel gewünscht, dass sie auf dem Weg zum Mathe-Abi besser aufgezeigt bekommen hätte, was sie davon später im Leben tatsächlich braucht.