Job und KarriereDoktortitel ist nicht mehr so wichtig
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey ist zurückgetreten. Es gibt Vorwürfe gegen sie, dass sie in ihrer Dissertation plagiiert hat. Vom möglichen Fehlverhalten mal abgesehen: Wie wichtig ist der Doktortitel überhaupt noch?
Gestern (19. Mai) hat Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) ihren Rücktritt bekannt gegeben. Die Freie Universität Berlin prüft zurzeit zum zweiten Mal ihre Dissertation auf Mängel. Giffey ist dem Ergebnis zuvorgekommen, vermutlich auch, weil im September in Berlin Landtagswahlen sind und sie für die SPD als Spitzenkandidatin antritt.
Wie wichtig ist der Doktortitel überhaupt? Ist eine Karriere nicht auch ohne möglich? Tobias Denk, Personalberater, findet, dass die Bedeutung eines Doktortitels davon abhängt, wo man Karriere machen will. In den Bereichen Forschung, Hochschule oder auch Medizin, ist ein Doktortitel sinnvoll. "Da sollte man eine Dissertation mitbringen", sagt Tobias Denk.
Die Bedeutung des Doktortitels
In der freien Wirtschaft hingegen kommt es auf das jeweilige Berufsfeld an. Für Ingenieure sei es sinnvoll, einen Doktortitel mitzubringen. "Es gibt dann schlicht und einfach mehr Geld", sagt Tobias Denk. Aber zum Beispiel im Vertrieb oder auch in den Medien ist eine Dissertation nicht notwendig.
Gerade wenn man genug Berufserfahrung, Potenzial und Motivation mitbringt. "Da muss man nicht auch noch einen Doktortitel vorweisen", sagt der Personalberater.
"Je länger man im Job ist und je mehr man vorweisen kann, desto weniger wichtig ist ein Doktortitel."
Eine Dissertation stehe für eine gewisse Hingabe, für Ausdauer und Durchhaltevermögen. Und in manchen Bereichen sei der Doktortitel weiterhin eine Eintrittskarte. "Ich empfinde es mittlerweile aber so, dass vor allem der Erfahrungsschatz und das Wissen der jeweiligen Person viel wichtiger sind als ein Titel oder ein Zeugnis."
Erfahrung und Motivation zählen
Das zeigen auch die Wünsche seiner Kunden und Kundinnen. Die suchen Leute mit viel Erfahrung in der Praxis. Das heißt Personen, die nach der Uni in einen Job eingestiegen sind und Wissen mitbringen. "Ein Doktortitel hat viel mit Forschung und Theorie zu tun", sagt Tobias Denk.
"Ich bin der festen Überzeugung, dass die Erfahrung und das Wissen, das man mitbringt, sehr, sehr viel wert ist."
Gerade in Deutschland spielten Titel und Zeugnisse im Vergleich zum Rest Europas aber noch eine große Rolle. Tobias Denk hat auch schon in Schweden gearbeitet. "Dort sind Titel Schall und Rauch, würde ich fast schon sagen."
Generell lässt sich festhalten: Wenn man schon einen Doktortitel haben will, dann ist es ratsam eine ehrliche Dissertation abzuliefern.