Wettlauf um AfrikaDie Kongokonferenz in Berlin
Ab Mitte November 1884 tagt auf Einladung des Reichskanzlers Otto von Bismarck in Berlin die Kongokonferenz. Die kolonialen Großmächte wollen den afrikanischen Kontinent unter sich "aufteilen". Kulturelle, sprachliche und ethnische Grenzen spielen keine Rolle.
Das junge Kaiserreich, das am 17. Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles aus der Taufe gehoben worden war, kämpfte Anfang der 1880er Jahre mit inneren Schwierigkeiten.
Reichskanzler Otto von Bismarck hatte gerade erst den Kulturkampf gegen die katholische Kirche beendet, als nach zwei Attentatsversuchen auf Kaiser Wilhelm I. die Sozialdemokraten ins Visier gerieten.
Mit dem Sozialistengesetz wurden 1878 alle Vereine der SPD verboten, Parteizeitungen durften nicht erscheinen, die Partei hingegen durfte an Wahlen teilnehmen.
In Berlin werden Einflusssphären abgesteckt
Reichskanzler Bismarck treibt die Sorge um, das Kaiserreich könnte zudem in außen- oder kolonialpolitische Schwierigkeiten hineingezogen werden.
Er stimmt dem Vorschlag des belgischen Königs Leopold II. zu und lädt Ende 1884 zu einer Afrika-Konferenz nach Berlin. Leopold handelt übrigens nicht nur als Staatsoberhaupt, sondern auch als Privatinvestor. Einige Jahre zuvor hatte er sich in eine Firma eingekauft, die mit der Erforschung des Kongobeckens beauftragt war.
Die tiefgreifenden Folgen sind bis heute spürbar
Die wirtschaftliche Nutzung des Kongo war aber auch für die andern Kolonialmächte von Interesse, sodass Leopold seinen Amtskollegen den Vorschlag der gemeinsamen Nutzung des Flusses machte. Auf der Berliner Kongokonferenz wird genau das beschlossen.
Darüber hinaus vereinbaren die Kolonialmächte die Aufteilung Afrikas nach europäischen Interessensphären und Einflussgebieten. Es begann der "Wettlauf um Afrika", bei dem sich die Europäer den afrikanischen Kontinent Untertan machten – gut erkennbar an den vielen schnurgeraden Grenzen, die nicht entlang ethnischer, kultureller oder sprachlicher Grenzen gezogen wurden, sondern mit einem Lineal am Schreibtisch irgendeines Kolonialbeamten.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Der Historiker Andreas Eckert berichtet über den Verlauf der Konferenz.
- Der Historiker Christoph Nonn hat eine Biographie über den Organisator und Gastgeber der Konferenz Otto von Bismarck geschrieben.
- Benedikt Stuchtey hat sich mit der Geschichte des Kolonialismus und seiner Folgen bis heute beschäftigt.
- Der Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt zurück auf den Beginn des Kolonialismus nach der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus
- Deutschlandfunk-Nova-Reporter Martin Krinner beschreibt die Berliner Kongokonferenz.