69. Internationale Filmfestspiele BerlinBerlinale: Fast die Hälfte aller Filme kommen von Frauen
Die Berlinale geht los - und die 69. Ausgabe des neben Cannes und Venedig wichtigsten Filmfestivals setzt dieses Jahr auf Frauenpower: Bei sieben von 17 Wettbewerbsfilmen haben Frauen Regie geführt. Auf 400 Filme insgesamt kommen 191 Regisseurinnen.
Zehn Tage lang gibt es Filme satt. Am 16. Februar werden dann die Bären verliehen. Bei der 69. Berlinale - zum letzten Mal unter Berlinale-Direktor Dieter Kosslick - gehen 17 Wettbewerbsfilme aus aller Welt ins Rennen um die Preise. Sechs weitere Filme laufen im Wettbewerb (im Bild oben die Jury unter Vorsitz der Schauspielerin Juliette Binoche) außer Konkurrenz.
Eröffnungsfilm ist heute (07.02.2019) der neue Film der dänischen Regisseurin Lone Scherfig: "The Kindness of Strangers" feiert seine Weltpremiere. Es ist der Film eines weiblichen Regisseurs - das passt zum Bild der Berlinale 2019, sagt Deutschlandfunk-Nova-Filmexperte Tom Westerholt: "Die Gender-Quote bei der Berlinale ist dieses Jahr wirklich eine."
Egal ob Berlin, Cannes, Venedig oder Toronto: Nach Filmen von Regisseurinnen mussten Kinofans bisher in den Wettbewerben häufig suchen. Manchmal war eine Filmemacherin dabei, selten mal zwei, in den letzten Jahren teilweise sogar gar keine. Das ändert sich gerade - auch die Preisverleihung beim Sundance Filmfestival 2019 hat einen deutlichen Fingerzeig gegeben.
Knapp 50 Prozent Regisseurinnen
Auch Berlin scheint dieses Jahr alles anders machen zu wollen: Sieben von 17 Filmen sind von Frauen, das entspricht einem Prozentsatz von etwas über 40 Prozent. Berlinale-Kurator Thomas Hailer spricht von einer "guten Quote", die sich sehen lassen könne. Trotzdem sei das "natürlich nicht genug." Die Berlinale-Verantwortlichen interessiere die "Geschlechterverteilung auch in Produktion, Drehbuch, Kamera und Montage", so Hailer.
Offensichtlich wird tatsächlich etwas getan in Berlin, sagt Tom Westerholt. Denn die Quote von über 40 Prozent bei den Wettbewerbsfilmen werde, wenn man sich die gesamte Berlinale anschaue, sogar noch getoppt: Knapp die Hälfte aller Festivalfilme seien 2019 von Frauen.
"Auf 400 Filme kommen 191 Regisseurinnen, das sind knapp 50 Prozent. Es wird also wirklich was getan in Berlin und nicht nur gequatscht."
Unter den Frauenfilmen ist auch eine Netflix-Produktion dabei. Das ist ein Streitthema, denn nicht alle finden es gut, dass Produktionen von Streamingdiensten auf Festivals laufen.
Streitfall Netflix-Filme
Damit ein Film bei der Berlinale laufen kann, muss er im Kino gezeigt worden sein bzw. gezeigt werden. Das genügt den Programmachern als Legitimation. Bei den Amazon-Studios, die ja auch Filme streamen, ist das weniger ein Problem, erklärt Tom Westerholt. Denn das Studio hat "richtige" Kinoproduktionen im Portfolio. Die Filme laufen erst regulär im Kino und danach bei Amazon Prime.
Netflix lässt dagegen in der Regel keine Kino-Filme drehen, sondern direkt für ihre Datenbank produzieren. Um die Filme dennoch bei Festivals an den Start bringen zu können - und damit bekannt zu machen – wurde getrickst, erklärt unser Filmexperte: "Roma" von Alfonso Cuaron zum Beispiel habe Netflix "für eine lächerlich kurze Zeit an ebenso lächerlich wenige Kinos gegeben". Der Film sei zwar großartig, die Legitimation, ihn auf Festivals zu zeigen, allerdings sehr dürftig. 2018 hat der Film den goldenen Löwen in Venedig gewonnen, außerdem ist er für zehn Oscars nominiert.
Ein ähnlicher Fall sei der Netflix-Film "Elisa y Marcela" der spanischen Filmemacherin Isabel Coixet, der im Berlinale-Wettbewerb läuft. Auch hier habe Netflix das Versprechen gegeben, "irgendeine" Kinoauswertung zu machen, sagt Tom Westerholt. Der Film an sich sei sehr vielversprechend: Es geht um eine Frau im Jahr 1901, die die Identität eines Mannes annimmt, um ihre große Liebe - ihre Freundin - heiraten zu können.
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