Fußgängerin Jule HoffmannGeht doch!
Jule Hoffmann ist während ihrer Masterarbeit vier Wochen durch Berlin gelaufen. Manchmal bedeutet das: Zwei Stunden früher aufstehen, um pünktlich anzukommen.
Jule ist gerne draußen und mag es, in Bewegung zu sein. Und dann stand ihr diese große Aufgabe bevor, eine Masterarbeit zu schreiben. Das bedeutet: viel drinnen und vor dem Computer sitzen. Außerdem wohnt sie seit sechs Jahren in Berlin und hat das Gefühl, die Stadt immer noch nicht richtig zu kennen. Und da kam ihr die Idee: vier Wochen lang ausschließlich laufen und auf jegliche Verkehrsmittel verzichten.
"In Berlin zu Fuß zu gehen, ist wirklich nicht ohne. Das ist eine extreme Einschränkung."
Jule Hoffmann war bald genervt von ihrem Projekt und kurz davor, aufzugeben - wenn nicht alle ihre Freunde so begeistert gewesen wären. Und das, obwohl es natürlich schwierig war, sich mit Jule zu verabreden. Sich mal schnell auf einen Kaffee treffen - so ein simpler Plan verlangt dann einfach viel mehr Vorlauf. Im wahrsten Sinne des Wortes.
"Man wird auch echt zum Außenseiter."
"Manchmal habe ich mich auch ganz schön einsam gefühlt", sagt Jule. Und zwar nicht nur deswegen, weil sie nicht mehr mit den anderen zusammen U-Bahn gefahren ist, sondern auch weil sie beim Gehen manchmal in wirklich einsame und abgelegene Ecken der Stadt geraten ist.
Der schrecklichste Tag
Jule erinnert sich an einen wirklich schrecklichen Tag. Es hat wie aus Eimern geregnet und sie wollte am Landwehrkanal entlang zum Zoo laufen. Aber der Weg war weniger schön als erhofft, denn er führte weite Strecken an einer mehrspurigen, extrem viel befahrenen und lauten Straße entlang. Obendrein hatte Jule noch Durst und der Weg schien einfach endlos zu sein. Das sind dann so Momente, in denen sie kurz davor war, ihr Projekt über den Haufen zu werfen.
"Das Gehen an sich macht euphorisch. Man kommt sich so ein bisschen vor wie auf Drogen irgendwann."
Als Fußgängerin wünscht sich Jule weniger Autos in Berlin, weil sie viel zu viel Platz einnehmen und auch weil sie sehr laut sind. Außerdem hat sich ihr Verhältnis zu Distanzen verändert. Eine Stunde Radfahren ist für sie jetzt ein Katzensprung. Klar, während ihrer Zeit als Fußgängerin hat ein Weg schnell mal viel länger gedauert.