BeratungBerlin ermöglicht Drug-Checking

In Berlin können Menschen, die Drogen konsumieren, ihre Substanzen neuerdings bei bestimmten Beratungsstellen testen lassen. In anderen Ländern gibt es Drug-Checking schon länger.

In verschiedenen Berliner Beratungsstellen gibt es jetzt spezielle Sprechstunden, in denen man mit einer kleinen Probe – zum Beispiel Cannabis, Kokain, Ecstasy, LSD oder Speed – vorbeikommen kann, um sie im Labor untersuchen zu lassen. "Man gibt es dann ab, lässt es testen, und so drei Tage bis eine Woche später gibt es dann das Ergebnis", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Christian Schmitt.

"Du musst du auch keine persönlichen Daten angeben und auch in den Sprechstunden jetzt nicht so etwas wie einen Ausweis vorzeigen."
Christian Schmitt, Deutschlandfunk Nova

Das Ganze läuft anonym ab. Wie beim PCR-Test bekommt man eine Nummer oder einen PCR-Code, über den man sein Ergebnis hinterher abrufen kann, erklärt Christian. Die Teststellen haben auch einen Deal mit der Polizei, erzählt er: Vor den Beratungsstelle fangen keine Beamt*innen Menschen ab, die möglicherweise illegale Substanzen in der Tasche haben.

Drogenkonsum sicherer machen

In Thüringen gab es schon vereinzelte Pilotprojekte mit Drug-Checking auf Festivals. Berlin ist aber nun das erste Bundesland in Deutschland, das solche Tests offiziell und regelmäßig anbietet. Befürworter*innen solcher Angebote argumentieren, man könne Drogenkonsum ohnehin nicht verhindern.

"Man kann es nicht verhindern, und dann soll es wenigstens sicher ablaufen."
Christian Schmitt, Deutschlandfunk Nova

Durch die Analyse von Inhaltsstoffen und Dosierung könnte er dann aber zumindest etwas sicherer werden. Party-Drogen seien zum Beispiel oft mit anderen Mitteln versetzt, erklärt Tibor Harrach, der als pharmazeutischer Koordinator beim Drug-Checking in Berlin mitarbeitet.

"Wir finden bei etwa 20 % der abgegebenen Substanzen Fehldeklarationen – etwa: dass da statt Ecstasy in einem Pulver Ketamin drin ist. Und wir sehen auch viele überdosierte Substanzen."
Tibor Harrach, Pharmazeutischer Koordinator beim Drug-Checking in Berlin

Den Organisatoren der Checks sei es wichtig, dass immer auch eine Beratung stattfinde, sagt Christian. Da würde dann zum Beispiel über Fragen gesprochen wie: Warum willst du das nehmen? In welchen Mengen? Bist du in guter Gesellschaft auf einer Party oder alleine?

Die Erfahrung aus anderen Ländern, wo Drug-Checking schon länger angeboten wird, zeigt, dass solche Angebote – also die Kombi aus chemischer Analyse und Beratung durch Sozialpädagog*innen – gerne angenommen wird.

Drogen-Schnelltests auf Festivals

Was es außerdem mancherorts schon gibt, sind Schnelltests von Substanzen bei Festivals. Da gibt es dann sofort ein Ergebnis. Tibor Harrach geht davon aus, dass sich in dem Feld insgesamt noch einiges tun wird.

Sein Ziel wäre erreicht, wenn "wir möglichst viele Menschen aus den verschiedensten Konsumschichten erreichen würden und dadurch Schaden abwenden können und auf diese Weise ein sozial integrierter, gesundheitlich verträglicher Drogenkonsum unterstützt wird."

Vielleicht sind wir wirklich auf dem Weg dahin. Harrach jedenfalls geht davon aus, dass bald auch andere Bundesländer nachziehen werden.