BeidhändigkeitMit beiden Händen gleich geschickt
Die meisten Menschen nutzen entweder bevorzugt die linke oder die rechte Hand. Wenige Menschen sind mit beiden Händen gleich geschickt. Leonardo da Vinci zum Beispiel konnte anscheinend sowohl mit rechts als auch mit links schreiben, das haben Kunsthistoriker herausgefunden.
Er gilt für viele als großes Genie: Leonardo da Vinci hat, lange bevor Helikopter und Panzer erfunden wurden, Skizzen vergleichbarer Gegenstände gezeichnet. Der Künstler, der im 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts gelebt hat, ist berühmt für sein Gemälde der Mona Lisa und das Bildnis des vitruvianischen Menschen. Lange Zeit sind Wissenschaftler davon ausgegangen, dass Leonardo da Vinci Linkshänder war.
Nachdem Kunsthistoriker des Kunstmuseums der Uffizien in Florenz auf einem Bild die Schriften genauer analysiert haben, kommen sie zu dem Ergebnis, dass Leonardo da Vinci möglicherweise von einem Linkshänder zu einem Rechtshänder umerzogen wurde.
"Diese gesellschaftliche Veränderung, dass es völlig okay ist, alles mit Links zu machen, ist ja noch gar nicht so lange her – in der Generation meiner Eltern galt häufig noch die Ansage, mit der rechten Hand zu schreiben."
In früheren Jahrzehnten wurden Linkshänder von Lehrern und Eltern dazu angehalten, die rechte Hand zu benutzen. Möglicherweise war das auch im Fall von Leonardo da Vinci so. Die Erfahrung zeigt, wem als Linkshänder antrainiert wurde, mit rechts zu schreiben, hat später vieles mit beiden Händen gemacht. Möglich ist aber auch, dass der Künstler von vornherein beidhändig war. Der Fachbegriff dafür ist Ambidextrie, das bedeutet, dass ein Mensch mit beiden Händen gleich geschickt ist.
Notiz auf Landschaftsbild gibt Hinweise
Bei dem Bild, das die Kunsthistoriker untersucht haben, handelt es sich um ein Landschaftsbild: Leonardo da Vincis erste datierte Landschaftszeichnung. Sie gilt als die bekannteste Zeichnung da Vincis und wird auch als "Landschaft 8P" bezeichnet. 8P ist die Inventarnummer der Skizze.
Auf diesem Bild gibt es zwei Inschriften: Auf der Rückseite der Zeichnung befindet sich eine kleine Notiz, relativ unspektakulär, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Alexandra Rank. Für die Wissenschaftler ist der Zweizeiler auf der Vorderseite bemerkenswerter, es ist das Datum und der Name des Bildes, die in Spiegelschrift geschrieben wurden.
Die Spiegelschrift soll laut des Forschungsteams mit links geschrieben worden sein, die Notiz auf der Rückseite mit rechts. Anscheinend war da Vinci mit beiden Händen so geschickt, dass er im Alltag leicht zwischen rechts und links wechseln konnte. Die Kunsthistoriker gehen davon aus, dass die heute so berühmte Zeichnung für da Vinci eher eine Art Skizze war und er nicht die Absicht hatte, ein Kunstwerk zu schaffen.