Bedingungsloses Grundeinkommen in FinnlandEine Handvoll Kohle fürs Nichtstun
Geld fürs Nichtstun oder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge. Die Finnen haben es ausprobiert.
Der Versuchsaufbau: 2.000 Finnen sind absolut zufällig ausgewählt worden - einzige Bedingung, sie mussten arbeitslos und arbeitsfähig sein. Das Experiment ist auf zwei Jahre angelegt, die Hälfte ist jetzt um.
"Es gibt bedingungslos 560 Euro jeden Monat. Ohne Kontrolle, ohne irgendeinen Kontakt zum Arbeitsamt."
Die Identität der teilnehmenden Personen ist, bis auf ganz wenige Ausnahmen, nicht öffentlich bekannt. Die Behörde, die das Einkommen verwaltet, wollte vermeiden, dass die Empfänger des bedingungslosen Grundeinkommens ständig in der Öffentlichkeit stehen.
Einer der wenigen Teilnehmer, die bekannt sind, hatte schon wieder einen Job, als die Zusage bei ihm ankam. Er bekommt das bedingungslose Grundeinkommen jetzt zusätzlich zu seinem niedrigen Gehalt.
Für Ergebnisse noch zu früh
Ergebnisse gibt es noch keine, erklärt Sabine Adler: "Zwei Fragen sollen beantwortet werden. Erstens, was machen die Leute, wenn sie mit den 560 Euro - das ist auch in Finnland sehr wenig Geld - ihr Grundeinkommen haben. Suchen sie aktiv nach einem Job, oder sagen sie 'das reicht mir'?"
"Die Frage, ob Leute, wenn sie Geld kriegen faul sind, möchte das Experiment in Finnland beantworten."
Ist es gerecht, wenn alle ihre 560 Euro bekommen, egal welche Ansprüche sie so haben und geltend machen - und lässt sich damit denn Bürokratie abbauen? "Das ist das zweite große Ziel", erklärt Sabine Adler.
Nach Nokia und der Pisa-Studie ist Finnland mit dem Experiment zum bedingungslosen Grundeinkommen in aller Munde. Viele Journalisten kommen aus Japan, Korea und der ganzen Welt. Den Finnen mit denen Sabine Adler gesprochen hat, gefällt das.
"Für mich ist ein bisschen enttäuschend, dass die Diskussion über die Freiheit von Arbeit und Freiheit zur Arbeit in Finnland überhaupt nicht mit eingeschlossen ist."
In Deutschland reden wir darüber, ob ein bedingungsloses Grundeinkommen auch Kreativität freisetzt. Wir fragen uns eher, welchen Job wir am liebsten hätten und manche sogar, ob sie überhaupt noch arbeiten wollen würden. Das spielt bei dem finnischen Experiment aber gar keine Rolle. Es geht nur darum, Leute in bezahlte Arbeit zu bringen.
Die Ziele des finnischen Modells wären erreicht, wenn sich Bürokratie abbauen ließe und die Steuereinnahmen durch mehr Arbeitnehmer steigen würden. Am Ende des zweijährigen Experiments soll eine Umfrage stehen, die auch nach Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden fragt.
- Armut würde wohl bleiben | Deutschlandfunk Nova