"Battlefield V"Deutsche Kriegsgeschichte spielen im Action-Game
Im Ego-Shooter "Battlefield V" geht es in den Zweiten Weltkrieg. Zum ersten Mal kann man dort in die Rolle eines deutschen Wehrmachtssoldaten schlüpfen. In seinen besten Momenten wird es so zum Anti-Kriegsspiel. In "All Quiet In The Trenches" spielen die Gamer ebenfalls deutsche Soldaten, allerdings im Ersten Weltkrieg.
Bei Battlefield V kämpft die Spielerin oder der Spieler mal als Widerstandskämpferin in Norwegen, mal mitten in Afrika als Fremdenlegionär für Frankreich. "Kriegsgeschichten" heißen die kurzen Story-Episoden, jede etwa zwei Stunden lang. Die Spieleentwickler vom Studio Dice wollen so ganz persönliche Soldatenerlebnisse spielbar machen.
Nazi spielen in "Battlefield V"
Jetzt ist die Geschichte des deutschen Panzerkommandanten Peter Müller dazugekommen.
"Peter Müller ist ein deutscher Offizier und Kommandant eines Tiger-Panzers, der in Deutschland irgendwo am Rhein in den letzten Wochen des Krieges gegen die Amerikaner kämpft."
Ein großes Blockbuster-Game, bei dem die Deutschen NICHT das Kanonenfutter sind - das ist etwas Besonderes, sagt unser Deutschlandfunk-Nova-Spieleexperte Thomas Ruscher. Ein spannendes Experiment für die Spielereihe "Battlefield", die eher für Bombast-Action bekannt ist als auf eine tiefsinnige Auseinandersetzung mit den Gräueln des Krieges.
Peter Müller, der Held dieser Episode, sei zwar eine Klischeefigur, ein ritterlicher Soldat und unpolitischer Panzerkommandant, der "nur seine Befehle" ausführt. Trotzdem hätten Müller und seine Panzercrew mehr Charakter als Wehrmachtssoldaten in anderen Computerspielen - die sind dort meistens nur Schießbudenfiguren.
Schießen – ja oder nein?
In "Battlefield V" gibt es nun den Rollenwechsel: Nun ist der amerikanische GI die Schießbudenfigur. Im Spiel gibt es ein paar Situationen, in denen sich die Spielerin oder der Spieler entscheiden muss, ob sie oder er die amerikanischen Soldaten, die nichts ahnend die Straße überqueren, laufen lässt oder erschießt. Julian Bärlin, selbst Spieleentwickler, hat das Spiel ausprobiert – und sich auch mal für das Rumballern entschieden. Das hat was mit ihm gemacht.
"Ich hab mich richtig, richtig schlecht gefühlt, nachdem ich das erste Mal auf die US-Soldaten geschossen habe."
Julian Bärlin findet, dass das Spiel dadurch so eine Art Anti-Kriegs-Botschaft bekommt. Computerspiele sind oft sehr schwarz-weiß gezeichnet und präsentieren einem "die Guten" und "die Bösen" auf dem Silbertablett. Wenn man jetzt also plötzlich als Vertreter des Nazi-Regimes, Gegner, die sonst immer die Guten sind, tötet, ist das ein sehr starker Perspektiv-Wechsel. Auch Thomas war es dabei mulmig zumute.
Dieser Perspektiv-Wechsel hat Potential. Auch Julian Bärlin entwickelt gerade selbst ein Spiel, das den Krieg aus Sicht der Deutschen zeigt. All Quiet in the Trenches, also etwa so viel wie "In den Gräben nichts Neues" soll es heißen.
In dem Spiel des kleinen Studios "Totally Not Aliens" aus Bamberg übernimmt der Spieler die Rolle eines deutschen Unteroffiziers, der an der Westfront im Ersten Weltkrieg versuchen muss, seine paar Soldaten am Leben zu halten. Es soll ein Anti-Kriegsspiel werden.
Am Leben bleiben, statt zu töten
Anders als in "Battlefield V" geht es nicht primär darum, seine Gegner zu töten, in dem Fall also die französischen Soldaten. Das geht zwar auch, ist aber in den Grabenkämpfen ziemlich schwierig - hier wird geschossen, um Gegner in Schach zu halten. Der Spieler soll vielmehr Entscheidungen treffen: Nimmt er Gefangene oder lässt er sie erschießen? Versorgt er seine Verwundeten oder spart er die Medizin auf? Eine "richtige" Entscheidung zu treffen in dieser Kriegssituation, ist nahezu unmöglich, sagt Julian Bärlin.
"Es ist wichtig für diese Art von Erfahrung. Gerade weil es ja eben dann auch um diese Sinnlosigkeit geht: Du kannst es nicht richtig machen, du kannst nur versuchen, es am wenigsten falsch zu machen."
Bis "All Quiet in the Trenches" erscheint, wird es noch eine ganze Weile dauern: Julian Bärlin hat den Herbst 2019 anvisiert.
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