Urlaub mit RollstuhlViele Hotels sind nicht geeignet
Wer blind ist oder im Rollstuhl sitzt, muss Urlaubsreisen genauer planen, als Menschen ohne Einschränkungen. Bloggerin Laura Gehlhaar erzählt, worauf sie bei der Reisevorbereitung achtet.
Laura Gehlhaar ist Bloggerin, Buchautorin und Coach - ihr Job bringt es oft mit sich, viel unterwegs zu sein. Aber sie reist auch gerne durch Deutschland oder im Ausland.
Wenn Laura ein Hotel bucht, checkt sie erst einmal, ob die Hotelstandards ihre Erwartungen erfüllen. Dann nimmt sie per Telefon oder E-Mail Kontakt auf, weil der Begriff "barrierefrei" oft missverständlich oder falsch auf den Hotel-Websites verwendet wird.
Oft wird von den Hotel- und Reisanbietern "rollstuhlgerecht" mit "barrierefrei" gleichgesetzt. Barrierefreiheit meint aber, dass alle Menschen mit Beeinträchtigungen die Zimmer nutzen können. Das ist meistens aber nicht der Fall. Denn ein Sehbehinderter hat ganz andere Bedürfnisse als ein Gehörloser, kognitiv Behinderter oder ein Rollstuhlfahrer.
"Das gilt eigentlich für jedes Hotel, in dem ich übernachte: Wenn ich ein Zimmer buche, das der Barrierefrei-Norm entspricht, komme ich mit der rollstuhlgerechten Dusche meist nicht alleine klar, weil der Duschsitz oft viel zu weit von der Armatur weg ist."
Oft sind auch die Toilettensitze in Hotelzimmern zu hoch angebracht. Wenn es Laura tatsächlich schafft, sich aus eigener Kraft auf den Toilettensitz zu setzen, kann sie den Boden mit den Füßen meist nicht mehr berühren.
Keine Raketenwissenschaft: Höhenverstellbare Toilettensitze
Laura weiß, dass es Hotelgäste mit anderen Einschränkungen gibt, die dankbar für einen hoch angebrachten Toilettensitz sind. Aber sie sagt auch, dass es "keine Raketenwissenschaft" ist, eine Lösung zu finden, die möglichst viele Menschen, bestenfalls alle, gut nutzen können. Am Berliner Hauptbahnhof gibt es eine Toilette, in der der Sitz hoch- und runtergefahren werden kann. Ganz so, wie es der jeweilige Nutzer benötigt, berichtet sie.
Unerlässlich: Menschen mit Behinderung in Bauplanung einbeziehen
Es wäre naheliegend, Menschen mit Behinderung bei der Einrichtung und Ausstattung von Flughäfen, Bahnhöfen und Hotelzimmern miteinzubeziehen. Die Realität sieht aber anders aus: Laura denkt, dass barrierefreie Umgebungen meist von Menschen geplant werden, die damit keine Erfahrungen haben.
Viel Raum für Verbesserung
Auch wenn positive Beispiel sehr selten sind, gibt es sie. Sie zeigen, wie Hotelzimmer aussehen sollten, damit jeder sie nutzen kann. Die Bloggerin erzählt, dass sie einmal in einem Hotel übernachtet hat, das speziell auf die Bedürfnisse behinderter Menschen eingestellt war.
Angefangen vom Bett über das Waschbecken bis hin zum Toilettensitz: alles war höhenverstellbar. Die Dusche war genau so, wie Laura sie braucht. Somit benötigte Laura keinerlei Hilfe.
Beachurlaub mit Strandrollstuhl
Mit einem normalen Rollstuhl wird der Sandstrand zur Herausforderung. Laura wird in solchen Situationen kreativ und zum "Sandkrabbler". Sie setzt sich mit dem Po in den Sand und krabbelt vorwärts Richtung Meer. Allerdings ist das nicht für jeden etwas, da man sich vorher schon auf die fragenden, überraschten und neugierigen Blicke der anderen Badegäste einstellen sollte.
Kürzlich bei einem Urlaub auf der Insel Juist entdeckte Laura Strandrollstühle. Die hatten breite, mit Luft gefüllte Reifen, mit denen sie sich bis ins Meer schieben lassen konnte. Eine denkbar einfache Lösung, die man aber nur ganz selten an einem Badestrand findet.
Wunschtraum: Mit dem Rollstuhl durch Südamerika
Die Bloggerin träumt von einer Rundreise durch Südamerika. Sie denkt, dass es sie viel Kraft kosten könnte, in Busse und Züge ein- und auszusteigen. Sie befürchtet, dass es eine "ganz schöne Kletterei" für sie werden und sie darüber den "Reisespaß" verlieren könnte.
"Ich schaue oft nach Zielen, die einfach, bequem und schonend für mich sind."
Die Bloggerin motiviert gerne andere Menschen mit einer Behinderung dazu, sich von den fehlenden Standards nicht abschrecken zu lassen und mehr zu reisen.
Ihr Wunsch: Es sollte selbstverständlich sein, dass Hotels und Reiseveranstalter über Barrierefreiheit informieren und man nicht noch aufwendig recherchieren muss, um zu erfahren, was genau angeboten wird.
"Ist es eigentlich in Ordnung, dass ich nach meinem achtstündigen Flug noch zwei Stunden länger im Flugzeug sitzen muss, weil mein Rollstuhl auf einem Gepäckband liegen geblieben ist?"
Außerdem wünscht sie sich, dass Reisende mit einer Behinderung sich über ihre Rechte informieren und sich trauen, auch mal Konsequenzen zu ziehen. Beispielsweise, sagt sie, sollte man wissen, wann einem eine Entschädigung zusteht.
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