InklusionKulturorte: Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung fehlt oft
Kultur hinterfragt, regt an und macht auf Missstände aufmerksam. In vielen Kultureinrichtungen selbst gibt es aber noch einige Hürden für Menschen mit Behinderung. Denn: Barrierefreiheit bedeutet mehr als rollstuhlgerechte Aufzüge.
"Unsere Veranstaltung ist barrierefrei", das steht auf manch einer Webseite von Museen, Galerien und anderen Kultureinrichtungen. Was sich hinter der dort erwähnten Barrierefreiheit allerdings versteckt, bleibt oft unklar, sagt Journalist und Podcaster Jonas Karpa.
"Wir erleben, dass Menschen mit Behinderung, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind, vorher sehr viel Zeit damit verbringen müssen, zu recherchieren, ob etwas wirklich barrierefrei ist", erzählt er. Im Zweifelsfall bleibt es beim Aufzug oder einem stufenlosen Zugang zum Veranstaltungsort.
"Wenn auf Webseiten nur steht 'Unsere Veranstaltung ist barrierefrei', kann das alles und nichts bedeuten. Es ist immer noch ein großer Weg, der zu gehen ist, um wirklich für die komplette Barrierefreiheit zu sorgen."
Barrierefreiheit hört nicht am rollstuhlgerechten Eingang auf. Für blinde Menschen oder Menschen mit Sehbehinderung können zum Beispiel Tastmodelle von Ausstellungsstücken, Audioguides, die Bilder umfassend beschreiben oder Führungen, die auf Menschen mit Sehbehinderung ausgerichtet sind, einen Besuch im Museum barrierefreier machen.
Jonas Karpa hat selbst eine Sehbehinderung und benutzt beispielsweise gerne sein Handy. Damit kann er sich die Ausstellungsobjekte vergrößert anschauen. In manchen Situationen wird er aber darauf hingewiesen, dass in dem Museum, Theater oder der Galerie nicht fotografiert werden darf. Er wird also darauf hingewiesen, dass er sein Hilfsmittel nicht so nutzen kann, wie er es braucht.
"Manchmal schaut man sich eine Ausstellung in einem Museum an und die Menschen dort sind erst verdutzt, weil man die erste Person mit Behinderung ist, die dort zu Gast ist."
Wie Kulturorte barrierefrei werden können
Barrierefreiheit ist vielschichtig. Diese vielen Ebenen gilt es mitzudenken und zu hinterfragen, wie sich wohl Menschen mit Behinderung dort fühlen würden, sagt der Journalist und Podcaster. Das sei auch eine Frage der Willkommenskultur.
Was die Kulturorte machen können, sei zum Beispiel Kontakt zu einem Verband aufzunehmen, der die Interessen von Menschen mit Behinderung vertritt. Gemeinsam könne man dann schauen, an welchen Stellen es Barrieren gibt und wie diese abgebaut werden können, erklärt er.
"Auf lange Sicht wäre es natürlich wünschenswert, wenn im kompletten Entstehungsprozess einer Ausstellung auch unter den Mitarbeitenden Menschen mit Behinderung sind", sagt er. "Es wäre sehr wünschenswert, wenn sich die Unternehmen, die Museen, die Kultureinrichtung divers aufstellen würden."