AusbildungBafög durchgerechnet: Für wen es sich lohnen kann
Wie hoch das Bafög, die staatlich finanzierte Ausbildungshilfe, ausfällt, wer Anspruch darauf hat und wie es mit der Rückzahlung läuft, hat sich unser Reporter Nico Rau angesehen.
Manche von uns schreckt es möglicherweise ab, dass wir selbst und unsere Eltern die Finanzen offenlegen müssen, um einen Anspruch auf das Bafög nachzuweisen.
Das Bafög erhalten wir dann, wenn wir selbst oder unsere Eltern die Ausbildung nicht finanzieren können. Dafür möchte der Staat aber wissen, wie hoch das Einkommen der Eltern ist und ob wir möglicherweise selbst Erspartes auf unserem Konto liegen haben.
Eltern sind unterhaltspflichtig: Ob und wie viel Geld sie ihren Kindern für die Ausbildung geben müssen, hängt davon ab, wie hoch ihr Einkommen ist. Das gilt auch für Kinder, die bereits über 18 Jahre alt und möglicherweise schon zu Hause ausgezogen sind.
"Die Hälfte vom Bafög wird dir geschenkt und den Rest gibt es zumindest für Studierende als zinsloses Darlehen. Schüler und Azubis bekommen insgesamt weniger, dafür aber die ganze Summe geschenkt.
Wenn unsere Eltern mehr als 70.000 Euro brutto im Jahr verdienen, steht uns, wenn wir uns in der Ausbildung befinden, eher keine Förderung vom Staat zu, sagt der Deutschlandfunk-Nova-Reporter Nico Rau.
Sind unsere Eltern verheiratet und haben ein Einkommen von jährlich 40.000 Euro brutto, dann steht uns nicht mehr der volle Bafög-Satz zu.
Ganz pauschal lasse sich das jedoch nicht sagen, weil verschiedene Faktoren berücksichtigt werden, die zu höheren Freibeträgen führen können, erläutert Nico Rau. Zum Beispiel, ob unsere Eltern verheiratet oder geschieden sind, wie viele Kinder es insgesamt in einer Familie gibt und wie viele von ihnen gerade eine Ausbildung machen.
Zu viel auf der hohen Kante: Erst mal Erspartes aufbrauchen
Und wer zu viel Erspartes hat, erhält auch kein Bafög. Wer zum Beispiel mehr als 15.000 Euro auf dem Konto hat, muss erst einmal dieses Geld in die eigene Ausbildung investieren, bevor er oder sie Geld vom Staat bekommt.
In einigen Fällen können Bafög-Berechtigte die Hilfe auch unabhängig von den Eltern erhalten: Wenn sie beispielsweise das Abitur auf dem zweitem Bildungsweg auf einem Abendgymnasium nachholen.
Die Hälfte des Bafögs bekommen Studierende geschenkt
Diese Art von staatlichem Darlehen ist zinslos und wir bekommen außerdem die Hälfte davon erlassen. Zumindest Studierende. Schüler:innen und Auszubildende erhalten zwar weniger, dürfen aber dafür die komplette Summe behalten.
Fünf Jahre nach dem Studium beginnt die Rückzahlung, vorausgesetzt wir haben einen Job und können es uns leisten, das Geld aufzubringen. Die Rate entspricht rund 130 Euro, die wir viermal im Jahr leisten müssen, bis wir die Summe abbezahlt haben. Der Staat verlangt nicht mehr als 10.010 Euro zurück, egal wie viel Bafög wir erhalten haben.
Alles auf einen Schlag zurückzuzahlen, lohnt sich
Wer in den fünf Jahren nach seiner Ausbildung, also bis zum Beginn der Rückzahlungsfrist, genug Geld beiseitelegen kann, sollte auf in Erwägung ziehen, die gesamte Bafög-Summe auf einmal zurückzuzahlen, denn damit lässt sich der Schuldenbetrag deutlich verringern, und zwar um 21 Prozent.
"Wenn ich insgesamt 20.000 Euro Bafög bekommen habe, dann muss ich 10.000 Euro zurückzahlen. Wenn ich alles auf einmal bezahle, bekomme ich noch mal 21 Prozent Rabatt."
Kritikpunkte am Bafög
Trotz all der positiven Aspekte des Bafögs gibt es auch einige kritische Stimmen dazu. Die Höhe des Bafögs ist beispielsweise immer wieder kritisiert worden. Das Studierendenwerk sagt zum Beispiel, dass es mit Blick auf die Inflationsrate immer noch zu niedrig sei, obwohl der Bafög-Satz in diesem Jahr um 5,75 Prozent angehoben wurde. Denn die Prognose für die Inflation liegt etwas höher: Für 2023 wird sie auf rund 6 Prozent geschätzt.
Auch der hohe bürokratische Aufwand, den ein Bafög-Antrag mit sich bringt, wird kritisiert. Ein seitenlanges Formular muss ausgefüllt und der Antrag jährlich gestellt werden. Außerdem sind verschiedene Nachweise notwendig, unter anderem der Steuerbescheid der Eltern, Leistungsnachweise von der Uni, eine Bescheinigung des Vermieter.
Bafög-Empfänger dürfen nur Mini-Jobs annehmen
Wer zudem neben dem Studium arbeiten möchte, muss bedenken, dass Bafög-Empfänger*innen nur 520 Euro im Monat verdienen düfen, das heißt also nur ein Beschäftigung als Mini-Jobber.
"Manche sagen: Ich verzichte auf Bafög und arbeite lieber mehr, weil ich dann insgesamt mehr Geld zur Verfügung haben."