Autorin Franzi von KempisFakenews und Verschwörungstheorien: "Ich glaube, dass man gegenhalten muss"
Franzi von Kempis antwortet auf Hasskommentare und Verschwörungsmythen - unter ihrem Alias "Besorgte Bürgerin". Sie ist überzeugt davon, dass wir falsche Tatsachen nicht einfach stehen lassen sollten – egal ob online oder offline.
Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie vergeht kaum ein Tag, an dem nicht wieder irgendwelche Falschmeldungen oder Verschwörungstheorien rund um das Virus auftauchen. So wie die Facebook-Posts über eine chinesische Weltverschwörung, das YouTube-Video über den Impfzwang oder die besorgte WhatsApp-Nachricht von der Tante über Bill Gates’ Weltherrschaft.
Auf Verschwörungsmythen reagieren: Es gibt verschiedene Wege
Franzi von Kempis will solche Dinge nicht einfach als Teil unserer Reaität akzeptieren. Als "die besorgte Bürgerin" antwortet sie mit Selbstbewusstsein und Humor auf Kommentare im Netz, die etwa Zwangsimpfungen befürchten. Sie hat auch ein Buch zu dem Thema geschrieben, es heißt "Anleitung zum Widerspruch".
"Ich glaube schon, dass man gegenhalten muss", sagt die Autorin dazu. "Gerade wenn es um die Öffentlichkeit geht." Dabei meint sie etwa Kommentare unter Artikeln im Netz, die jeder sehen kann.
So will sie zeigen: Hier gibt es auch andere Positionen. Die Einstellung "Ach komm, da kannst du ja eh nichts sagen" führe nämlich dazu, dass im Zweifelsfall nur die Verschwörungstheorie dasteht. Das will Franzi nicht zulassen.
Konfrontieren - auch über direkte Nachrichten
Dabei hat Franzi einige Taktiken. Zunächst wählt sie gezielt aus, wem sie antwortet. Sie überlegt sich auch, ob sie öffentlich diskutiert oder lieber eine Direktnachricht schreibt. "Puren Hass, Morddrohungen und richtig schlimme Sachen habe ich auch eine Zeit lang direkt beantwortet", sagt die Autorin. Auf Nachfragen komme dann oft die Antwort: "Das habe ich nicht so gemeint."
"Ruhig bleiben ist gut - aber natürlich auch klare Kante zeigen."
Es sei auch "total tagesabhängig", ob und wie Franzi reagiert. Zudem versucht sie das Handy erstmal wegzulegen, bevor sie antwortet – besonders, "wenn es einen selber angeht."
Manchmal fragt sie konkret nach, wenn Falschmeldungen verbreitet werden, schickt Links mit zuverlässigen Quellen. "Dann muss man schon aufpassen, dass man sich vernünftig unterhält" sagt sie, und dass es nicht in ein "Link-Bashing" ausarte.
"Off- wie online: Überleg dir, was dein Ziel ist."
Ein Tipp von ihr: Bevor wir Hatern oder Leuten, die Fakenews verbreiten, antworten, sollten wir immer überlegen: Was will ich eigentlich mit der Diskussion erreichen? Es sei wichtig, ein Ziel vor Augen zu haben. Das kann eine ergebnisoffene Diskussion sein. Vielleicht geht es aber auch darum, einen Punkt zu setzen und dem anderen zu signalisieren, dass er eine Linie überschritten hat.: "Ich glaube, wenn man weiß, was man von einer Unterhaltung erwartet, kann man auch ein bisschen ruhig bleiben."
Wir wir reagieren hängt aber natürlich auch davon ab, mit wem wir es zu tun haben, gibt Franzi zu bedenken: Ist es jemand aus der Familie, die WhatsApp-Gruppe des Freundeskreises, ein anonymer Tweet-Account oder ein Mensch, den man bei einer Anti-Impf-Demo sieht.
"Richtig widerliche Sachen lösche ich, blocke ich, melde ich, zeige ich an."
Eine persönliche Grenze für Franzi sind menschenverachtende Themen oder bestimmte Beschimpfungen. In dieser HInsicht hat wohl jeder seine eigene rote Linie, vermutet sie. "Jeder und jede muss für sich entscheiden, was man leisten kann."
Franzis Tipps für ruhigere Diskussionen
- Überleg dir genau, auf was für eine Diskussion du dich einlässt – besonders, wenn es eine persönliche Diskussion ist.
- Mach dir die Beziehung zwischen dir und dem Gegenüber klar. Gibt es vielleicht sogar ein Risiko für die Beziehung? Wie gehst du damit um?
- Wie willst du diskutieren? Im persönlichen Gespräch, gemeinsam mit anderen im Freundeskreis, öffentlich im Internet?
- Was willst du erreichen? Die Person überzeugen? Willst du das mit Fakten machen oder deine Gefühle äußern?
- Franzi rät auch dazu, die Einstellung des Gegenübers verstehen zu wollen. Das sei oft viel fruchtbarer, als in einen Beschuldigungsmodus zu verfallen.
- Franzi betont: Manchmal gelange man auch mit den besten Fakten und der ruhigsten Gesprächsführung nicht ans Ziel. Dann muss man sich zurückziehen – "damit man nicht wahnsinnig wird."