ReifenabriebReifen sind Mikroplastik-Verursacher Nr. 1
Allein in Deutschland landen pro Jahr rund 330.000 Tonnen Mikroplastik in der Umwelt - die meisten davon durch Reifenabrieb. Welche Schäden Mikroplastik anrichtet, ist unklar. Allerdings können wir selbst viel dafür tun, das Problem einzudämmen. Auch die Kosmetikindustrie denkt um.
Mikroplastik ist ein Problem für unsere Umwelt. Doch die genauen Folgen, lassen sich nicht abschätzen, sagen Wissenschaftler. Fakt ist, dass immer wieder Tiere wie Fische, Vögel, Delfine oder Schildkröten tot aufgefunden werden, deren Körper voller größerer und kleinerer Plastikpartikel sind. Und auch in unserem Verdauungstrakt können Plastikpartikel nachgewiesen werden.
1,2 Kilo Reifenabrieb pro Kopf im Jahr
Mikroplastik entsteht, wenn größere Plastikteile zerfallen, sogenanntes "sekundäres Mikroplastik". Als "primäres Mikroplastik" hingegen bezeichnet man solches in Kosmetikprodukten. Oder Mikroplastik, das bei der Nutzung von Produkten entsteht: Mikrofasern aus Funktionskleidung sind ein Beispiel dafür. Auch der Abrieb von Schuhsohlen oder Autoreifen kann als Mikroplastik in der Umwelt landen.
"Es gibt Mikroplastik, das als Nebenprodukt entsteht, und was einem vielleicht gar nicht so bewusst ist: Mikrofasern aus deinem Hightech-Laufshirt zum Beispiel, von denen bei jedem Waschen welche aus dem Shirt rausgelöst werden."
Allein in Deutschland landen jedes Jahr 330.000 Tonnen Mikroplastik in der Umwelt, so eine Studie des Fraunhofer Instituts für Umwelt-, Sicherheit- und Energietechnik (UMSICHT). Die Forscher haben 51 Quellen, die Mikroplastik verursachen, ausgerechnet. "Und da kommt der Abrieb von Reifen mit über 1,2 Kilo pro Kopf und Jahr mit Abstand auf Platz 1", sagt unsere Reporterin Kerstin Ruskowski. Dazu gehören nicht nur Autoreifen, sondern auch Motorradreifen, Fahrradreifen und der Abrieb von Skateboardrollen.
Der Abrieb von Schuhsohlen ist mit rund 109 Gramm pro Jahr und pro Kopf vergleichsweise gering, doch bei 80 Millionen Einwohner in Deutschland summiert sich das zu einer großen Menge.
Abrieb lasse sich zwar nicht vermeiden, sagt Ralf Bertling vom Fraunhofer UMSICHT-Institut, allerdings können wir alle dazu beitragen, Abrieb zu minimieren – etwa, indem wir moderater fahren und nicht so heftig beschleunigen und bremsen. Oder indem wir das Auto mal stehen lassen. Denn Autoreifen haben natürlich eine viel größere Fläche als etwa Schuhe oder Fahrradreifen. Zudem sei die Industrie gefragt, Reifenmischungen mit besserem Abriebverhalten zu entwickeln.
"Es soll jetzt niemand auf den Händen laufen oder Motorrad auf einem Rad fahren, um den Reifenabrieb zu minimieren. Aber man kann ja, wenn man im Fahrzeug sitzt, ein bisschen Acht geben."
Die Forscher des Fraunhofer-Instituts machen sich auch Gedanken darüber, wie Reifenabrieb an Stellen, wo er besonders anfällt, aufgefangen und eingesammelt werden kann, bevor er in die Erde gespült wird.
Erdbeerkerne statt Mikroplastik
Positiv ist, dass mit rund 19 Gramm pro Person und Jahr die Belastung von Mikroplastik aus Kosmetikprodukten zurückgegangen ist. Hier hätten die Hersteller relativ schnell auf eine sensibilisierte Kundschaft reagiert, sagt Ralf Bertling. Heute würde in gar nicht mehr so vielen Kosmetike Mikroplastik stecken, so der Forscher. Bei Peelings gebe es Alternativen zum Mikroplastik als Schleifpartikel – zum Beispiel Erdbeerkerne, Sand, Mandelstückchen oder Kaffeesatz.
"In Kosmetika braucht man so Mikroplastikteilchen ja vor allem als Schleifpartikel für Peelings. Und dafür gibt es genug natürliche Alternativen: Erdbeerkerne zum Beispiel oder Sand oder Mandelstückchen oder Kaffeesatz"
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