MobilitätAutomobilgeschichte: 100 Jahre AVUS in Berlin
Um die rückständigen deutschen Automobile wettbewerbsfähiger zu machen, wird 1909 in Berlin die "Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße GmbH" (AVUS) gegründet. Fertiggestellt wird die Fahrbahn allerdings erst im September 1921 - und auch dann läuft noch nicht alles rund.
Die deutsche Automobilbranche dümpelt zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor sich hin. Während in den USA das Automobil aus dem Straßenverkehr schon längst nicht mehr wegzudenken ist, fahren die deutsche Hersteller im wahrsten Sinne des Wortes hinterher.
Deutsche Automobilbranche hinkt dem Ausland hinterher
Es werden Straßenrennen ausgetragen, die aber von ausländischen Marken dominiert werden. Als 1894 in Rouen mehr als 80 Autos an den Start der 126 Kilometer langen Strecke nach Paris gehen, ist der deutsche Autobauer Carl Benz lediglich als Zuschauer dabei. Nach sieben Stunden und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 19 km/h steht der Sieger fest: Albert de Dion.
Angesichts des großen Rückstands der deutschen Autobauer wird 1909 die "Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße GmbH" gegründet - mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Autos zu erhöhen. Vier Jahre später beginnen in Berlin die Arbeiten an einer Rennstrecke, die aber wegen des kurze Zeit später beginnenden Ersten Weltkriegs unterbrochen werden müssen. Erst 1921 geht es nach einer privaten Investition des Großindustriellen Hugo Stinnes mit den Arbeiten weiter.
Kostbarer Straßenbelag
Am 19. September 1921 ist es dann soweit: Die AVUS wird offiziell eröffnet - sie ist zu diesem Zeitpunkt die erste ausschließliche Autostraße der Welt. Ihr Erfolg hält sich allerdings in Grenzen, denn der Straßenbelag des Rundkurses zwischen Westend im damaligen Bezirk Charlottenburg und Nikolassee in Steglitz-Zehlendorf besteht aus unterschiedlich großen Gesteinskörnern, die keinerlei Haftung der Autos ermöglichen.
Der Belag wird durch Asphalt ersetzt. Doch auch der liegt nicht lange auf der Straße, denn während der ersten großen Inflation in der Weimarer Republik 1923 reißen die Berliner die AVUS auf und verkaufen oder verheizen den Asphalt.
Bis 1940 diente die gebührenpflichtige Fahrbahn als Renn- und Teststrecke und nicht dem öffentlichen Verkehr. Heute liegt die AVUS im Südwesten Berlins und ist das nördliche Teilstück der Autobahn A115. Zum 100. Geburtstag wurde die Tribüne an der ehemaligen Rennstrecke renoviert.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Der Historiker Frank Steinbeck vom Deutschen Technikmuseum in Berlin erläutert die Bedeutung der AVUS für Berlin und die dortige Industrie.
- Der Automobilhistoriker Eberhard Kittler beschreibt, wie sich die Motorisierung in Deutschland entwickelt hat und welche Unterschiede es zwischen der DDR und der BRD gegeben hat.
- Tobias Austrup ist Verkehrsexperte von Greenpeace und wagt einen Ausblick auf die Mobilität von morgen.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld schildert die Anfänge der Automobilindustrie in Europa
- Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Kristin Mockenhaupt ist beim ersten Großen Preis von Deutschland auf der AVUS am 26. August 1926 "live" dabei
Die historische Aufnahme im Artikelbild oben zeigt die AVUS, vom Funkturm aus gesehen, etwa 1935.