Auswandern – und dann kommt Corona"Irgendwann muss man sich eingestehen, dass man nichts machen kann"

Max und Imke wandern im Januar nach Kanada aus. Langsam baut sich das Paar ein neues Leben auf. Doch dann schränkt die Corona-Pandemie ihr neues Leben so stark ein, dass sie überlegen müssen, zurück nach Deutschland zu gehen.

Schon länger wollen Max und Imke gemeinsam im Ausland leben und arbeiten. Nach einer mühsamen Vorbereitungszeit kündigen sie schließlich ihre Jobs und Wohnungen, bekommen ein Visum für Kanada und fliegen im Januar los, nach Vancouver.

Auswandern ist schwer. Eine Pandemie macht es nicht einfacher

Am Anfang nimmt das Paar es locker und reist viel herum, während sie erste Bewerbungen schreiben. Schnell merken sie aber, dass das mit der Stellensuche schwieriger ist als gedacht: "Der Jobmarkt ist sowieso recht hart in Vancouver", beschreibt Imke. "Deswegen mussten wir uns daran gewöhnen, dass man viel mehr tun muss, um eine Stelle zu bekommen."

Schließlich findet Imke einen Job, auch Max hat verschiedene Perspektiven. Auch wenn der Start etwas holprig war, scheint es für das Paar bergauf zu gehen: Sie lernen erste Leute kennen, haben eine Zusage für eine Wohnung, die mitten in der Innenstadt liegt.

"Wir waren eigentlich auf einem ganz guten Weg. Doch dann ging das Thema Corona los und dann hat sich alles noch mal umgedreht."
Max

Dann erreicht die Corona-Pandemie auch Kanada und das Land führt etwa zeitgleich mit Deutschland erste Maßnahmen ein – obwohl der Bundesstaat British Columbia, wo Vancouver liegt, vergleichsweise wenige Fälle hat. Imke arbeitet von Anfang an von zu Hause aus. "Wir haben uns aber zu keiner Zeit unsicher gefühlt", betont die 28-Jährige. "Hier in Kanada fühlen wir uns eigentlich ganz gut aufgehoben mit der Situation."

Doch das Ankommen fällt ihnen durch die Pandemie umso schwerer, denn einen richtigen Alltag hatten sie bisher nicht, beschreibt Max: "Dadurch, dass wir immer auf der Suche waren nach Jobs oder nach einer neuen Wohnung, oder nach Lösungen für unsere Probleme, waren wir nie wirklich in einer entspannten Situation." Menschen, die sie gerade erst kennengelernt haben, können sie auch nicht mehr treffen – das hat die soziale Situation nicht einfacher gemacht, ergänzt Imke.

"Es war deutlich einsamer, als wir uns das vorgestellt haben."
Imke

Dann wird Imke nach nur neun Tagen im neuen Job wegen der weltweiten wirtschaftlichen Schwierigkeiten gekündigt. Die Situation spitzt sich zu: "Wir mussten innerhalb von fünf Tagen entscheiden, was wir jetzt machen – ohne Einkommen, mit einem Mietvertrag für eine Wohnung, die wir uns nicht leisten konnten." Sie überlegen, zurück nach Deutschland zu fliegen, suchen nach einer Alternative.

Zwar kündigen sie den Mietvertrag, wollen aber nicht aufgeben. Schließlich verlassen Imke und Max Vancouver, um auf einem Weingut gegen Unterkunft und Verpflegung auszuhelfen. "Wir haben das vor allem gemacht, um uns Zeit zu kaufen, weil es war ja eine relativ große Entscheidung, auf die wir uns Ewigkeiten vorbereitet haben, um hier herzukommen", erklärt Max.

Das neue Leben geht wegen der Corona-Pandemie den Bach runter

Schließlich entscheiden sie sich nach wochenlangem Überlegen dafür, zurück nach Deutschland zu gehen. Denn die Lage auf dem kanadischen Stellenmarkt hat sich noch mal verschärft, schildert Max – da hätten sie ohne Erfahrung keine wirkliche Chance. "Irgendwann muss man sich eingestehen, dass man gegen die Situation hier nichts machen kann", ergänzt Imke.

"Der Aufwand, die Zeit und das Geld, das wir jetzt zusätzlich reinstecken müssten, um hierzubleiben, ist es uns nicht mehr wert."
Max

Sie seien zwar traurig, dass sie ihr neues Leben so schnell aufgeben mussten, sind gleichzeitig aber auch ganz froh, wieder zurück nach Deutschland zu kommen, sagt Max. Hier seien die Jobperspektiven besser und Freunde und Familie seien auch dort. Irgendwann will das Paar es trotzdem noch mal mit dem Auswandern versuchen – "wir würden es nur ein bisschen anders planen", sagt Max. "Wir haben vieles gelernt."