RegenerationNach Waldbränden erholt sich Australiens Natur – aber langsam
Vor einem Jahr haben in Australien verheerende Waldbrände gewütet. Die Natur fängt zwar gerade wieder an aufzublühen, aber nur sehr langsam. Auch die Tierpopulation hat unter der Bränden sehr gelitten.
Mehr als 24 Millionen Hektar Land sind abgebrannt. Über drei Milliarden Tiere sind verbrannt oder vertrieben worden. 43 Menschen haben in den Bränden ihr Leben verloren. Das ist die traurige Bilanz der verheerenden Brände an der Ostküste Australiens aus dem vergangenen Jahr.
Ein Jahr später fängt die Natur langsam wieder an zu leben, berichtet Sebastian Pfautsch, Wiederaufforstungsexperte an der Western Sidney University in New South Wales. Man spreche auch davon, dass die Natur gerade heile, aber um auf den Zustand vor den Bränden zu kommen, werde es noch sehr lange dauern, sagt er.
"Die Regeneration findet statt, aber langsam – sehr, sehr langsam."
Keine Vielschichtigkeit im Waldökosystem mehr
Vor allem die Vielschichtigkeit des Waldökosystems wird für einen langen Zeitraum verloren bleiben. Denn in den Wäldern wuchsen vor den Bränden Pflanzen aus den unterschiedlichsten Altersklassen. Jetzt fangen alle Pflanzen parallel an zu wachsen – ein großes Problem für die Biodiversität, sagt Sebastian Pfautsch.
"Wenn alles abrasiert ist, kommt alles in einem gleichen Altersschub wieder nach. Das bedeutet große Probleme, wenn es um Biodiversität geht."
Auch wenn das hoffnungsvoll klingt, der Wiederaufforstungsexperte betont: Viele Tiere seien auf alten Wald, der sich deutlich von der Struktur eines jungen Waldes unterscheidet, als Lebensraum angewiesen.
Abgebrannte Eukalyptusbäume können sich regenerieren
In den Wäldern Australiens wachsen allerdings nicht nur komplett neue Jungpflanzen, sondern auch neue Triebe aus vermeidlich toten und abgebrannten Bäumen. So zum Beispiel in den Eukalyptuswäldern, die sich an das Feuer im Laufe von Millionen von Jahren angepasst haben. Sie können sich, nachdem sie gebrannt haben, wieder regenerieren. Man könne deshalb immer häufiger beobachten, wie aus abgebrannten Baumstümpfen plötzlich neue grüne Äste sprießen würden, beschreibt Sebastian Pfautsch.
"Das sind dann schwarze Baumgerippe komplett ohne Blätter und auf einmal sprießt es aus dem Stamm und den Ästen wieder neu raus. Sieht ganz irre aus."
Denn durch die Hitze werden sogenannte schlafende Knospen aktiviert und fangen an, am Stamm neue Blätter zu treiben. So helfen sie, den Kohlenstoffhaushalt des Baumes wieder auf Vordermann zu bringen.
Zudem können auch neue, kleine Eukalyptusbäume mithilfe von Speicherorganen unter der Erde wachsen. Diese haben so viel Stärke eingespeichert, dass trotz des abgebrannten Stammes aus ihnen ein neuer Baum austreiben kann.
Es steht nicht gut um die Koalas
Bei Sebastian Pfautsch in New South Wales sieht es nicht nur bei den Pflanzen, sondern auch bei den Tieren schlecht aus - vor allem bei den Koalas, berichtet er. Denn die Tiere seien von Natur aus einfach sehr träge und nicht sehr reaktionsfreudig. Als die Brände kamen, seien sie nicht weggerannt, sondern auf den Bäumen geblieben und häufig dort verbrannt.
"Die Koalapopulation in New South Wales ist ganz schwer getroffen worden."
Und auch um die übriggebliebene Koalapopulation steht es schlecht. Viele von ihnen haben Probleme, Futter zu finden, da es kaum noch Eukalyptusbäume gibt. Nachwuchs komme ebenfalls nur schwer nach, da die meisten Koalas zu schwach, krank oder mager seien, um Nachwuchs zu erzeugen, berichtet Sebastian Pfautsch.
Dieses Jahr keine großen Feuer erwartet
Aktuell brennt es wieder in Australien. Derzeit an der Westküste, in der Nähe der Stadt Perth. Sebastian Pfautsch geht aber nicht davon aus, dass sich die großen Brände vom vergangenen Jahr wiederholen, denn dieses Jahr ist in Australien ein La Nina-Jahr. Tropische Monsunregen werden über Zentralaustralien Richtung Süden und Südosten gedrückt und es gebe bei ihm in New South Wales jetzt schon sehr viel Niederschlag.
"Es wird dieses Jahr in der Feuersaison weit weniger brennen, weil die Landschaft viel mehr gesättigt ist mit Bodenfeuchtigkeit."
Der Regen helfe jetzt dabei, die Böden in den Brandgebieten wieder feucht zu bekommen und die Dauerdürre, die seit 2016 herrsche, etwas auszugleichen.