Das TiergesprächSeestern frisst Korallenriff
Ein Dornenkronenseestern frisst pro Tag ein faustgroßes Stück Koralle. Dadurch gefährdet er den Bestand des Great Barrier Reefs. In Australien gehen Taucher daher mit Ochsengalle gegen die Seesterne vor.
Das größte Riff der Welt wird nicht nur vom Menschen bedroht, sondern auch von einem Seestern: Das australische Great Barrier Reef ist über 2600 Kilometer lang - der Dornenkronenseestern etwa 50 Zentimeter. Pro Tag vertilgt er ein faustgroßes Stück des Korallenriffs, das auch als größter lebender Organismus der Welt bezeichnet wird.
Auf ein Jahr hochgerechnet kann eine Dornenkrone etwa sechs bis zehn Quadratmeter eines Riffs zerstören. Ein Problem ist, dass sich der Seestern unglaublich schnell vermehrt: Bis zu 50 Millionen Nachkommen kann er pro Jahr produzieren.
Lieblingsspeise: Steinkorallen
Der Seestern frisst ausschließlich die Polypen von Steinkorallen. Dazu klettert er auf die Koralle, stülpt seinen Magen aus und stößt dabei Verdauungsenzyme aus. Danach nimmt der Seestern die vorverdaute Nahrung mithilfe des ausgestülpten Magens auf.
Seinen Namen verdankt der Seestern seinem Aussehen: Der Körper des Dornenkronenseesterns ist von etwa vier bis fünf Zentimeter langen, giftigen Stacheln bedeckt.
"Da das Ganze ein bisschen an die Dornenkrone erinnert, die man Jesus bei der Kreuzigung aufs Haupt gesetzt hat, hat man dem riesigen Seestern den Namen Dornenkrone gegeben."
Australien bekämpft Dornenkronen
Dornenkronen verfügen, wie alle Stachelhäuter, über eine ausgesprochen hohe Regenerationsfähigkeit. Seesterne einfach unter Wasser mit dem Tauchermesser zu zerschneiden, hilft nicht. Mehr noch, es ist kontraproduktiv: Auf diese Weise macht man aus einem Übeltäter nämlich zwei.
Mittel der Wahl: Ochsengalle
Australien geht daher anders vor: Mithilfe von großen Spritzen injizieren Taucher den zerstörerischen Stachelhäutern Ochsengalle. Die Ochsengalle bewirkt, dass die Seesterne sich innerhalb von zwölf Stunden vollständig zersetzen. An einem guten Tag kann ein Taucherteam mit dieser Methode bis zu 10.000 Dornenkronen abtöten. Bei 50 Millionen Nachkommen im Jahr reicht das allerdings nicht aus.
Tauchroboter Cotsbots tritt gegen die Dornenkrone an
Darum hilft ein Tauchroboter bei der Bekämpfung. Der Cotsbot (Crown-of-thorns-Starfish-Roboter) von der Universität Queensland kann Dornenkronen im Wasser identifizieren. Wen Cotsbot erst einmal eine Dornenkrone sicher ausgemacht hat, verabreicht er dem Riffschädling mit einem mechanischen Greifarm eine tödliche Dosis Ochsengalle.
Der autonome Tauchroboter kann mit einer Treibstofffüllung bis zu acht Stunden unter Wasser bleiben und dabei rund 200 Dornenkronen abtöten. Der Vorteil des Roboters gegenüber einem Taucher: Cotsbot arbeitet Tag und Nacht - und das bei jedem Wetter.
Und die australischen Behörden setzen einen Fressfeind der Dornenkrone ein: eine Riesenschnecke mit dem Namen Tritonshornschnecke. Auch sie wird bis zu 50 Zentimeter groß.
Die räuberische Schnecke ernährt sich fast ausschließlich von Seesternen. Mit ihrem ausgeprägten Geruchssinn kann sie ganz gezielt Dornenkronenseesterne aufspüren.
Hat ein Tritonshorn eine Dornenkrone gefunden, spritzt die Schnecke mit Hilfe ihres langen Rüssels einen narkotisierenden und säurehaltigen Speichel in die Mundöffnung des Seesterns. Die Dornenkrone wird gelähmt und ihr Kalkskelett durch die Säure aufgelöst. Jetzt muss die Schnecke den Nahrungsbrei, in den sich der Seestern verwandelt hat, nur noch aufsaugen.
Zucht von Tritonshornschnecken
Die australische Regierung fördert jetzt mehrere Projekte, in denen Tritonshornschnecken in großem Stil gezüchtet werden, um sie später im Riff auszusetzen.
Erstaunlicherweise werden die Tritonshörner durch die scharfen Stacheln der Dornenkrone nicht verletzt. In Korallenriffen gibt es aber nur noch wenige Exemplare. Denn die Gehäuse der Riesenschnecken sind bei Sammlern äußerst begehrt. Obwohl die Tritonshörner in Australien unter Schutz stehen, werden sie auf dem Schwarzmarkt teuer gehandelt.
Mehr Tiergespräche mit Mario Ludwig:
- Tiergespräche mit dem Biologen Mario Ludwig | Alles was tierisch wissenswert ist